Nahverkehr RE 10: Keine Entspannung in Sicht
Kempen · Wegen eines Personalmangels muss die Nordwestbahn weiterhin Fahrten des Niers-Expresses ausfallen lassen.
Für die Kunden der Nordwestbahn (NWB) zwischen Kleve und Düsseldorf gab es zur Weihnachtszeit keine Überraschungen – im Gegenteil: Die Probleme mit Verspätungen und Ausfällen auf der Linie RE 10 mit den Haltepunkten Kempen und Krefeld haben sich sogar verschärft. Weil das Unternehmen wegen eines erhöhten Krankenstands keine Lokführer mehr zur Verfügung hatte, mussten Fahrten gestrichen werden. Und das kurzfristig: Die Kunden konnten sich über Homepage und Facebook informieren, an die Presse wurden Mitteilungen über Ausfälle für den selben oder folgenden Tag verschickt (die WZ berichtete).
Und auch im neuen Jahr geht die Misere weiter. Am Mittwoch wurden zwei Fahrten in Richtung Düsseldorf und zwei in Richtung Kleve gestrichen. „Dieser erhöhte Krankenstand ist weiterhin da“, sagte eine NWB-Sprecherin am Mittwoch auf Anfrage der WZ. Insofern sei es schwierig, Prognosen für die kommenden Tage abzugeben. Stand Mittwoch, 17 Uhr, soll es am Donnerstag keine Zugausfälle geben. Bei weiteren Krankmeldungen könne es aber wieder zu kurzfristigen Absagen kommen. Diese Situation könne sich auch noch mehrere Tage hinziehen, so die Sprecherin. Sie versichert, dass die Pendler so wenig wie möglich von den Problemen spüren sollen. Das zumindest sei das Ansinnen des Unternehmens. Wie viele Verbindungen wegen der personellen Schwierigkeiten in den vergangenen Tagen und Wochen gestrichen werden mussten, konnte die Pressesprecherin nicht sagen.
Krankenstand liege „im zweistelligen Prozentbereich“
Nach eigenen Angaben beschäftigt das Unternehmen auf sechs Strecken im Bereich Niederrhein/Ruhr/Münsterland etwa 100 Triebfahrzeugführer. Auf Nachfrage teilte die Sprecherin mit, dass es in diesem Bereich derzeit einen Krankenstand „im zweistelligen Prozentbereich“ gebe. Hinzu komme die Urlaubszeit über Weihnachten und Neujahr, in der viele weitere Kollegen – geplant – nicht im Dienst seien.
Fachkräftemangel herrscht
bei allen Unternehmen
Grundsätzlich bestätigte die Sprecherin, dass es einen erheblichen Fachkräftemangel in der Branche gibt, unter dem die NWB so wie andere Verkehrsunternehmen leidet. Auch deshalb sei die Personaldecke dünn. Gemeinsam mit anderen Unternehmen (Deutsche Bahn, Abelio, etc.) beteiligt sich die NWB nach eigenen Angaben an der Werbekampagne „Dieser Job ist der Hit“. Gesicht der Werbeaktion ist Schlagerbarde Guildo Horn, der auch schon den Song „Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“ von Christian Anders gesungen hat.
Baustelle in Meerbusch wird die Probleme ab Freitag verschärfen
Zurück zum Ernst des Lebens: Neben den personellen Problemen der Nordwestbahn droht auf der Strecke des RE 10 nämlich weiteres Ungemach. Ab Freitag startet die Deutsche Bahn (DB Netz AG) mit einer größeren Baumaßnahme. Im Bereich Meerbusch-Osterath müssen Brückenarbeiten durchgeführt werden. Dies soll in vier Bauphasen bis Mitte Februar geschehen: 4. bis 7, Januar, 11. bis 19. Januar, 28. Januar bis 8. Februar und 11. bis 15. Februar.
Während dieser vier Bauphasen fährt die RE 10 planmäßig nur von Kleve nach Krefeld-Oppum und zurück. Ab Krefeld-Oppum fährt die Nordwestbahn dann nicht nach Meerbusch-Osterath und Düsseldorf, sondern nach Duisburg. Die Fahrgäste werden von der NWB gebeten, von Duisburg nach Düsseldorf andere Züge des Nahverkehrs zu nutzen. Dies gilt auch für die Gegenrichtung. Zudem soll zwischen Oppum und Meerbusch einen Schienersatzverkehr (Bus) fahren.
Vertrag der Nordwestbahn
für die RE 10 läuft bis 2025
Die Nordwestbahn hat die Strecke des Niers-Expresses 2010 von der Deutschen Bahn übernommen. Seitdem gibt es regelmäßig Probleme. Immer wieder beklagen Pendler Zugausfälle und Verspätungen. Zuletzt war die Situation auch noch einmal Thema im Kempener Stadtrat. Bürger merkten an, dass auch der Zustand der Fahrzeuge schlecht sei. Es mangele unter anderem an der Sauberkeit (die WZ berichtete). Der Vertrag der NWB mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) für den Betrieb der Linie läuft bis 2025. Für die Zeit danach können sich wieder andere Unternehmen per Ausschreibung bewerben.