Kempen Afghanische Nüsse, polnische Snacks, brasilianische Hits
Das Fest der Kulturen auf dem Buttermarkt war eine kurzweilige und bunte Mischung verschiedener Angebote.
Kempen. Mit einem Lächeln beruhigte Marin Beyel vom Kempener Kinderschutzbund die Besucher an seinem Stand: In den kleinen Kisten auf dem Tisch befänden sich keine giftigen Spinnen oder ähnlich gefährliches Getier, das womöglich als blinder Passagier an den Niederrhein gekommen sei.
Zum gestrigen Fest der Kulturen auf dem Buttermarkt hatte der Kinderschutzbund sieben Kästen mit essbaren Produkten aus unterschiedlichen Ländern gefüllt, zum Beispiel mit einer Banane oder einer Zitrone. Die Aufgabe lautet, blind zu ertasten, um was es sich jeweils handelt. Das eigentlich für Kinder gedachte Spiel überraschte auch Erwachsene: So mancher wusste nicht, dass Ingwer auch aus Sri Lanka importiert wird und Walnüsse auch aus Afghanistan kommen.
Organisiert wurde das Fest gemeinsam von der Stadt und dem Multi-Kulturellen Forum Kempen. Rund 20 Stände der verschiedensten Organisationen waren zwischen 11 und 18 Uhr präsent. Hinzu kam ein buntes Bühnen-Programm mit viel Musik, zum Beispiel aus Brasilien. Bei idealem Wetter war der Buttermarkt sehr gut besucht, aber nicht überfüllt.
Als wahre Könner im „Leitergolf“ erwiesen sich der zwölfjährige Aykut — Markenzeichen: herumgedrehtes Käppi — und der siebenjährige Taha im Türkei-Trikot, Die beiden Jungs warfen die mit einer langen Schnur verbundenen Holzkugeln so geschickt in Richtung Leiter, dass sich die Geschosse immer wieder elegant um eine der drei Sprossen wickelte.
„Hauptsache, es bleibt hängen“, erklärte Dominik Ginders das Spiel. Er arbeitet normalerweise als studentische Hilfskraft im „Calimero“ in St. Hubert und vertrat am Sonntag gemeinsam mit Kollegen die städtischen Jugendfreizeiteinrichtungen.
Wer Hunger verspürte, konnte sich international stärken. Am Stand des Gymnasiums Thomaeum gab es unter anderem gefüllte Fladen aus Afghanistan, zubereitet von der 13-jährigen Roqiya, die aus der Nähe von Kundus stammt. Gewürzt waren sie unter anderem mit Koriander, Minze und Chili, erklärte die Schülerin, die die sogenannte Daz-Klasse (Deutsch als Zweitsprache) besucht. Auch ihr Mitschüler Jakub aus Polen hatte eine Spezialität aus der Heimat vorbereitet: Schmalzbrote, die dann noch frisch mit Gewürzgurken belegt wurden.
Die Daz-Klasse besuchen laut Lehrerin Saskia Burgemeister derzeit zwölf Jungen und Mädchen, einige von ihnen stammen aus Flüchtlingsfamilien.
Wenige Schritte daneben hatte das Projekt Arbol de la Esperanza seinen Stand aufgebaut: Die gebürtige Kempenerin Angela Aretz lebt seit zwölf Jahren im südamerikanischen Ecuador. In der Hauptstadt Quito hat sie Wohngruppen für Waisenkinder aufgebaut. Derzeit leben dort 25 Jungen.
Immer wieder bekommt sie Besuch vom Niederrhein, der dann handgefertigte Produkte in Reisekoffern mit nach Hause nimmt und für den guten Zweck verkauft. So gab es am Sonntag unter anderem bunte Schals und Mäppchen.
Für Farbtupfer sorgten zudem die „Bunten Menschen“ eines Viersener Schreinermeisters, die es längst zu bundesweiter Bekanntheit gebracht haben. Auf dem Buttermarkt verkaufte die Kirchengemeinde St. Mariae Geburt die Männchen in verschiedenen Farben für fünf Euro pro Stück. Der Gewinn von 1,50 Euro soll der Caritas zugute kommen.