Grefrath Altes Gemäuer mit neuem Innenleben

Rund 170 Menschen interessierten sich für die Führung durch die Gebäude in Oedt. Helmut Pasch (GVE) erläuterte die Pläne für eine Wiederbelebung.

Foto: Reimann

Oedt. Es ging um eine glorreiche Vergangenheit, den Niedergang, aber auch um eine möglicherweise rosige Zukunft, als am Sonntag Helmut Pasch zwei Gruppen mit insgesamt rund 170 Menschen durch das frühere Girmes-Firmengelände führte. Das Interesse war enorm, viele ehemalige Girmes-Mitarbeiter schauten sich an, was aus dem Werk geworden ist und hörten, was auf dem Areal alles geplant ist.

Vor der Führung verkaufte Michael Schmidt von den „Perspektiven für Oedt“ Buttons für je zwei Euro — mit dem Erlös soll die Werksuhr repariert werden — der Zeitmesser, der über Jahrzehnte hinweg ein beliebter Treffpunkt war.

Helmut Pasch, Geschäftsführer der Girmes Vermarktungs- und Entwicklungs GmbH (GVE), die das Girmes-Areal als Eigentümerin entwickelt, führte die Gruppen zunächst in die Turbinenhalle. „Hier wird eine Eventagentur bald Gäste bewirten, wobei der Industriecharakter erhalten bleiben soll“, erklärte der 54-Jährige. Statt Blaumann ist dort bald das „kleine Schwarze“ angesagt. Dabei wird nicht gekleckert, sondern geklotzt: Allein die Küche in der ehemaligen Stranfärberei wird um die 500 Quadratmeter groß sein, auf dem Gelände werden rund 700 Parkplätze entstehen.

„16 Kneipen hatte es einst um Girmes herum gegeben“, sagte Pasch und eröffnete den Oedtern eine Perspektive: Um den alten Schornstein herum soll ein Gastronomiebereich entstehen, wo man einfach mal ein Bier trinken kann. „Ich habe hier 1943 als Elektriker angefangen“, sagt Heinz Müllers. Und der 87-Jährige fügte hinzu: „Ich könnte über meine Zeit bei Girmes ein Buch schreiben. Günter Botschen (81) hatte einst als Maschinenführer dort gearbeitet, jetzt wohnt er gleich nebenan, über dem früheren Schwimmbad der Girmes-Villa.

Helmut Pasch hat sich mächtig geärgert über Behauptungen über den angeblich schlechten Zustand des Schornsteins. Dagegen gab er zu, dass der Wasserturm aufwendig saniert werden müsse — und er räumte ein, dass sein Herz nicht an diesem Monument hängt: „Es gibt in der Region ähnliche Wassertürme, nicht alle müssen erhalten bleiben.“

Pasch erinnerte sich an seinen ersten großen Einsatz als Feuerwehrmann: „Das war vor 36 Jahren, insgesamt fielen 6800 Quadratmeter Gebäude den Flammen zum Opfer.“ Betroffen waren unter anderem die Kantine und das Labor.

In einer 4800 Quadratmeter großen Halle soll es Unterstellmöglichkeiten für Jedermann geben, vom Mobiliar bis zum Wohnmobil.

Im Bürotrakt staunten die Besucher jetzt über Details wie die Rohrpostanlage und wunderten sich über die Ankündigung, dass im Erdgeschoss des Bürotrakts bereits in absehbarer Zeit erste Mieter einziehen werden. „Eine Praxis für Physiotherapie wird kommen, ebenso wie Ärzte, aber keine aus Oedt, außerdem eine Eisdiele, ein Frisör, eine Anwaltskanzlei und eine Theater- und Musicalschule“, kündigte Pasch an. Er erzählte, wie gut dem Ort die Ansiedlung von Girmes Anfang des 20. Jahrhunderts getan habe, wo bis zu 1600 Menschen Arbeit fanden.