Altstadt-Geflüster #stayathome – Kempen bleibt zu Hause

Kempen · Viele Geschäfte sind zurzeit geschlossen. Der Flüsterer hat mal an einige Türen der Altstadt geklopft.

Corona sorgt für ungewöhnliche Aufrufe: Wenn schon Reise-Freunde dafür werben, zu Hause zu bleiben, dann muss doch etwas dran sein.

Foto: Ulrike Gerards

„Wat isset ruhig hier“, ruft eine Dame beim Gang über den Studentenacker einer Bekannten zu. Dem kann sich der Flüsterer nur anschließen. Nachdem nun die meisten Läden wegen der Corona-Krise geschlossen sind, ist die Altstadt an einem Freitagvormittag  – Markttag – nicht wiederzuerkennen. Aber im Moment ist halt nichts mehr so, wie es mal war.

Ein Buchhändler kommt rum

In einigen Geschäften wird dennoch gearbeitet. In der Thomas-Buchhandlung sieht man Inhaber Dirk Lewejohann hinter der Fensterscheibe am Computer. Er nimmt Bestellungen telefonisch, per WhatsApp und E-Mail entgegen. Das Angebot wird gerne angenommen. Es würden auch Leute anrufen, die gar nicht wüssten, dass geschlossen ist. Die Nachfrage geht querbeet durch die Bücherlandschaft. Von Beschäftigungen für Kinder über Schullektüre bis hin zu Neuerscheinungen ist allerhand gefragt. 20 bis 30 Bestellungen gehen am Tag ein. „Ich komme rum in der Stadt“, sagt Lewejohann schmunzelnd. Der Buchhändler überlegt sogar, den Service auch nach der Corona-Zeit beizubehalten.

Revival für den Kniffelblock

Rolf Beckers darf als Zeitungsverkäufer seinen Schreibwarenladen an der Engerstraße öffnen. Dort sind Schulsachen gefragt. Die Schüler scheinen also die von den Lehrern gestellten Aufgaben zu Hause zu erledigen. Löblich! Andere Kunden verraten, dass sie die Mine für den Kugelschreiber benötigen, weil sie zurzeit vermehrt Kreuzworträtsel und Sudokus lösen. Und dann erlebt auch der Kniffelblock ein Revival.

Reisen erst wieder nach Corona

#stayathome – also, wenn einem das Reisebüro schon sagt, dass man zu Hause bleiben soll, dann muss das doch nun wirklich den letzten Zweifler überzeugen. Das Schaufenster im First Reisebüro an der Judenstraße ruft dazu auf. Dahinter ist Petra Hartung dabei, die Flut von Informationen zu bewältigen, Stornierungen zu bearbeiten, Kunden zu informieren – und zu motivieren. Nach der Krise soll es schließlich weitergehen.

Schoko-Hasen warten schon

Das Café Amberg kann seine Geschäfte an der Engerstraße und am Donkring öffnen. Zwar gibt es keinen Café-Betrieb, aber immerhin darf er Schokoladen und Kuchen an den Mann bringen, so Andreas Amberg. Für das Ostergeschäft ist alles vorbereitet, Schoko-Hasen und Co. warten auf Abnehmer. Absagen hat es in der Confiserie in den letzten Tagen reihenweise gegeben. Für Kommunionfeiern und Hochzeiten werden keine Torten gebraucht. Neben den vielen schlechten Nachrichten gibt es immer mal wieder erfreuliches. Wenn sich zum Beispiel Kunden bedanken, dass geöffnet ist. Das erhellt dann in schlechten Zeiten ein wenig den Tag.

So hält man Abstand

Viele der geöffneten Geschäfte finden Wege, damit die Kunden beim Warten Abstand halten. Die Bäckerei Weidenfeld regelt den Einlass mit einer bunten Absperrung. Auch vor der Metzergei Fander wartet man nun draußen. In den Bioladen Vienhues dürfen nur 15 Kunden gleichzeitig. „Kommen Sie, wenn möglich, ohne Begleitperson in den Markt“, bittet das Team. Wenn Sie den Flüsterer fragen, dann sah der Herr, der draußen auf die Gattin wartete, gar nicht so aus, als wäre er böse drum.

Bleiben Sie gesund!

Eine leere Altstadt – das bricht dem so geselligen Altstadtflüsterer das Herz. Aber es hilft ja nichts. Nun sind wir alle gefragt. Darum schließt er sich dem Aufruf noch einmal eindringlich an: Bleiben Sie zu Hause, damit wir uns bald gesund in der Altstadt wiedersehen!