Dienstleister „Man meint, man träumt, aber es ist Realität“

Zentrum. · Friseure erlebten angesichts der Corona-Krise bereits einen Kundenrückgang und wundern sich, dass sie erst jetzt schließen müssen.

Emrah Aras und Ertug Aras (v.l.) hatten ihren Salon in dieser Woche noch geöffnet.

Foto: Fischer, Andreas

Die Geschäfte sind geschlossen, die Innenstädte leer. Friseursalons waren noch bis Freitag geöffnet, dann trat die erweiterte Allgemeinverfügung der Stadt Wuppertal in Kraft. Dass die Entscheidung nicht schon früher kam, konnten einige Friseure in Wuppertal nicht so ganz nachvollziehen. Schließlich können sie beim Haareschneiden nicht auf Distanz zum Kunden gehen. Doch wie haben sie sich und ihre Kunden in dieser Woche geschützt? Und wie war der Zuspruch?

„Die Lage ist nicht rosig. Der Kundendurchfluss ist geschrumpft und wir haben selbst Maßnahmen ergriffen, um den Durchfluss zu begrenzen“, erzählt Petra Schürmann von Friseur42 am Neumarkt. So seien die Sitzplätze weiter auseinander gerückt worden und die Termine fanden in größeren Zeitabständen statt. Alle Mitarbeiter würden mit Handschuhen und Mundschutz arbeiten.

„Wer erkältet ist, wird nicht mehr angenommen und gebeten, den Termin zu verschieben“, so Schürmann. Häufiges Händewaschen und Desinfektion stehe auf dem Plan. Aber nicht nur die Sitze werden behandelt, auch das Kartenlesegerät an der Kasse kann zum Überträger von Bakterien und Viren werden. „Das erfordert mehr Zeit, die man haben muss, um sich zu schützen“, erklärt die Inhaberin. Sie wünsche sich, dass sich die Stadt mehr Gedanken darüber macht, wie der Friseurwelt unter die Arme gegriffen werden könnte.

20 bis 30 Prozent aller Kunden sagen ihre Termine derzeit ab

Carmela Picone von Super Cut in den City Arkaden steht vor einem Problem, das durch ihren Standort verursacht ist. „Wir haben sehr wenig Kundschaft, weil hier in den City Arkaden alle Geschäfte geschlossen sind“, erklärt sie. Die Arkaden glichen momentan einer Geistermall.

Bei Ertug und Emrah Aras von Twins Cut ist die Laufkundschaft ebenfalls rückläufig. 20 bis 30 Prozent aller Termine werden von den Kunden abgesagt. Sie haben für sich die Lösung gefunden, nicht mehr als drei Kunden gleichzeitig in ihren Laden zu lassen. Zwischen den beiden Friseuren bleibe ebenfalls stets ein Platz frei. „Ich würde lieber zu Hause bleiben. Wenn ein Kunde mich ansteckt, stecke ich weitere an. Von alt bis jung ist alles dabei. Es gibt aber keine Förderung vom Staat, wenn wir freiwillig schließen“, sagt Ertug Aras.

Pia Schneider, Obermeisterin der Friseur-Innung Solingen-Wuppertal, riet den Friseuren vor der verschärften Allgemeinverfügung der Stadt, dazu, Kurzarbeit zu beantragen. „Wir setzen alles daran, dass wir den Leuten noch die Haare machen können“, sagt sie. Hohe Hygienestandards seien einzuhalten, es komme aber auch immer auf die individuellen Möglichkeiten vor Ort im Geschäft an.

In Solingen mussten schon früher alle Friseursalons schließen, ihr eigenes Geschäft sei ebenfalls betroffen. „Die Läden von heute auf morgen zu schließen, ist ein Drama. Da hängen Existenzen von ab“, so Schneider. Wer nicht in der Friseur-Innung ist, müsse schauen, wie er gut an Informationen komme.

Kurzarbeit beantragt hat auch schon Diso Abbondanza vom Salon Pumilia (Hair Design Danzia). In ihrem Geschäft herrsche Leerlauf, sagt sie. Masken bekomme sie keine mehr. „Ich finde das nicht korrekt, dass Friseure nicht schließen dürfen“, so Abbondanza. Als Kleinbetrieb könne sie sich das freiwillige Schließen nicht leisten. „Wer hätte gedacht, dass wir uns gegen ein Virus versichern müssten. Man meint, man träumt, aber das ist Realität“, sagt die Friseurin.

Viele Kunden seien verunsichert, aber auch einsichtig, was die Sicherheitsmaßnahmen betrifft. „Unsere Kunden reagieren sehr positiv. Ganz wenige halten das für überflüssig“, berichtet Petra Schürmann. Josephin Severitt, Auszubildende bei Elli Hairdesign, erzählt, dass einige Kunden zwar ihr eigenes Desinfektionsspray dabei haben, die meisten aber gelassen bleiben. Wer ängstlich ist, sage von sich aus ab. „Es gibt fast keine Gespräche, die nicht von Corona handeln“, so Severitt.