Altstadtlauf: Streit zwischen VT und Stadtsportverband
Es geht um den Datenschutz und eine mögliche Stadtmeisterschaft. VT-Chef Schürmann kritisiert Winand Lange.
Kempen. Eigentlich kann Detlev Schürmann, seit 2004 Vorsitzender der Vereinigten Turnerschaft (VT), die wieder den Altstadtlauf organisieren wird, mit der Vereinsarbeit sehr zufrieden sein. Am Sonntag, als sich die Turnerschaft in kleiner Runde in ihrem Vereinsheim zur Mitgliederversammlung traf, machte Schürmann aber seinem Ärger Luft. Seine scharfe Kritik richtete sich an den Vorsitzenden des Stadtsportverbandes, Winand Lange.
In den Zeiten, in denen den Vereinen die Umsetzung der neuen EU-Datenschutzverordnung große Schwierigkeiten verursacht, hatte Lange ihm und der Stadt mitgeteilt, dass er den Altstadtlauf als Offene Stadtmeisterschaft nutzen und die Besten dann auch bei der künftigen Sportlerehrung auszeichnen möchte, so Schürmann. Langes Anfrage sei aber zu einem Zeitpunkt erfolgt, zu dem bereits die Ausschreibung für den Altstadtlauf raus war. Die Teilnehmer also nicht danach gefragt werden konnten, ob überhaupt ihre Daten für diesen Zweck weitergeleitet werden dürften. Dementsprechend würde dann, so Schürmann, geltendes Recht verletzt.
„Wir dürfen die personenbezogen Daten nicht rausgeben, lassen uns da auch nicht als Veranstalter hineinreden. es ist schmarotzerhaft und eine Unverschämtheit, wie sie sich jetzt der Stadtsportverband da ranhängen will, wenn nötig werden wir klagen und eine gerichtliche Entscheidung verlangen“, so Schürmann. Besonders ärgert ihn, dass der Stadtsportverband trotz des VT-Einwands am Stadtmeisterschaftsplan festhalten wolle. Der Vorstand des Verbands habe angekündigt, sich die Ergebnisse dann aus den Listen im Internet zu besorgen.
„Das werden wir uns nicht gefallen lassen“, sagte Schürmann gestern auf Nachfrage der WZ. Nach Angaben des Vorsitzenden werden die Ergebnisse im Internet und auch auf den ausgehängten Listen nach dem Lauf auf dem Buttermarkt nur „anonymisiert“ veröffentlicht. Es werde nur eine Startnummer und das Ergebnis des jeweiligen Teilnehmers veröffentlicht. Heißt: Anhand seiner Startnummer kann ein Teilnehmer im Nachgang Platzierung und Zeit finden. „Das geschieht, um die VT vor allen rechtlichen Konsequenzen zu schützen“, sagt Schürmann.
Trotz dieser deutlichen Aussagen des Vorsitzenden scheint es aber durchaus erlaubt zu sein, die Ergebnislisten wie gewohnt im Internet und anderen medialen Kanälen zu veröffentlichen. Dazu folgender Passus aus den Teilnahmebedingungen des Altstadtlaufs, die im Internet veröffentlicht sind: „Die Ergebnisse der Laufveranstaltung (Name, Vorname, Geburtsjahr, ggf. Verein, Startnummer, Zeit, Platzierung) werden vom Veranstalter gespeichert und in Ergebnislisten zusammengefasst. Der Teilnehmer stimmt der Veröffentlichung dieser Daten durch den Veranstalter in allen relevanten Medien (Druckerzeugnissen wie Programmheft, Ergebnisheft und Ergebnis-CD sowie Internet) zu.“
Und auch aktuell sind personenbezogene Daten auf der Internetseite zum Altstadtlauf abrufbar — und zwar in den dort veröffentlichten Teilnehmerlisten: Name, Jahrgang, Geschlecht, Altersklasse, Verein oder Kita/Schule, Wettbewerb. Nachzulesen unter https://my2.raceresult.com/92102/participants?lang=de.
Zurück zur Vollversammlung der VT, bei der es auch noch um weitere Themen ging. Finanzwart, Hans von Beckerath, blickte auf ein gutes Jahr 2017 zurück. Der Etat hatte ein Volumen von rund 346 000 Euro. An Hallenbenutzungsgebühren waren 11 823 Euro fällig. Unter dem Strich sprang sogar ein Gewinn von etwa 5000 Euro heraus.
Sehr zufrieden zeigte sich Sportwartin Gaby Meier mit den vielen Sportmöglichkeiten und Kursen — und mit der Mitgliederentwicklung. Derzeit sind dies 2014 und damit 50 mehr als vor einem Jahr.
Einstimmig wurde der Vorstand entlastet sowie Detlev Schürmann (1. Vorsitzender), Marie-Luise Fehrenbach-Nagels (Geschäftsführerin) und Klaus Lipp (Sozialwart) wiedergewählt.
Die Versammlung fand in einer ehemaligen Schulklasse der früheren Schmalbroicher Grundschule statt. Dort hat die Turnerschaft seit 2009 ihr Zuhause. Rund 300 000 Euro waren bisher investiert worden. Dank eines günstigen Kredits der NRW-Bank ist bereits über das Sportförderungsprogramm NRW ein Darlehen von 400 000 Euro geflossen, mit dem gerade unter anderem die sanitären Anlagen instandgesetzt und Platz für eine weitere kleine Halle geschaffen wird. „Vielleicht werden wir damit in diesem Jahr fertig“, hofft Schürmann. Auch draußen wird was geschehen. Eine Sand-Spielfläche mit drei Beachvolleyball-Feldern und zwei Handballfeldern ist geplant. schö/tkl