Kempen „An den Schulen besser kontrollieren“
Der Ärger über zu viel Verkehr und Eltern, die ihre Kinder bis vor die Klassentür fahren möchten, war gestern Thema bei der „Redaktion vor Ort“ auf dem Buttermarkt.
Kempen. Viele Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto bis zur Schultür. Was im Umfeld der Schulen vor allem morgens, aber auch am Mittag oft für ein gefährliches Verkehrschaos sorgt. Die Schulleitungen appellieren deshalb an die Eltern — und auch die jüngst gegründete Stadtschulpflegschaft will sich mit dem Problem befassen. Oder sehen die Kempener darin gar kein Problem. Das wollte das WZ-Team gestern Morgen bei einer Umfrage auf dem Buttermarkt erfahren.
Astrid Kleusgens aus Oedt winkt ab: „Das Problem gab es in der Form vor 30 Jahren schon“, sagt sie. Viele Eltern wollten ihre Kinder bis vor die Klassentür fahren — und trauten ihrem Nachwuchs nicht zu, den Weg auch allein zu finden. Was damals wie heute vor den Schulen zu gefährlichen Verkehrssituationen führe.
Ihre eigenen Söhne, die mittlerweile erwachsen sind, seien überwiegend mit dem Fahrrad zur Schule gefahren. „Das Auto habe ich nur genommen, als einer von ihnen ein Gipsbein hatte.“ Ihrer Überzeugung nach mache es die Kinder stark, schon früh Eigenständigkeit zu lernen.
Olaf Kapitza aus Buxtehude, der heute teils auch in Kempen lebt, hat vier Kinder. „Die sind die drei, vier Kilometer zur Schule immer mit dem Rad gefahren“, berichtet er. Die Schüler hätten sich dann schon morgens in Gruppen „zusammengerottet“. Ansonsten sei die Verkehrssituation an den Schulen dort genauso katastrophal wie hier in Kempen. Etwas entschärft wurde sie aber durch die Bildung von Fahrgemeinschaften von Eltern.
„Mein Kind bringe ich mit dem Rad zur Tagesstätte“, berichtet ein Vater. Nur bei schlechtem Wetter, so wie heute, benutze er das Auto. Eine Dame betont: „Besser ist es auf jeden Fall, das Rad zu benutzen oder zu Fuß zu kommen.“ Ein bisschen nass zu werden, habe früher auch niemandem geschadet.
Die neunjährige Tochter von Christiane Kösters fährt immer mit dem Rad zur Astrid-Lindgren-Schule. In der morgendlichen Dunkelheit begleitet die Mutter ihr Kind allerdings. „Die Verkehrssituation vor der Schule ist in der Tat gefährlich“, bestätigt sie die Berichterstattung der WZ. Ihr sei wichtig, dass ihre Tochter mit dem Rad fährt. „Im Dunklen bin ich aber lieber dabei. Bei den vielen Autos kann ein Kind schon mal übersehen werden.“ Mittags radelt das Kind dann alleine nach Hause. Das Problem sei den Eltern der Lindgren-Schule bekannt. Wie schon berichtet, verschickt die Schulleitung jedes Jahr einen Brief zur Situation. Darin werde unter anderem beschrieben, wo und wie lange geparkt werden darf.
Der frühere CDU-Ratsherr Klaus Wollersheim ist als Anwohner betroffen. An der Ludwig-Jahn-Straße — gegenüber dem Thomaeum — beobachte er seit Jahren das Problem des hohen Verkehrsaufkommens. Aus seiner Sicht müssen Stadt und Polizei die Bereiche an den Schulen stärker kontrollieren. „Das ist in meinen Augen die einzige Möglichkeit. Ich kann nicht nachvollziehen, wieso die Behörden da so zurückhaltend agieren“, sagt Wollersheim. Der Kempener fügt an, dass die Problematik an den Schulen auch in einer städtischen Verkehrsplanung Berücksichtigung finden müsse. „Den Bereich der Verkehrsplanung hat die Verwaltung in den vergangenen Jahren völlig außer Acht gelassen.“ Vor allem an der Lindgren-Schule, wo er ein Briefmarken-Projekt leitet, müsse Abhilfe geschaffen werden.