Kempen Anwohner haben große Sorgen

Bei der Versammlung zum St. Huberter Baugebiet „Auf dem Zanger“ gab es für die Stadt viel Kritik. Es gibt aber auch einige Befürworter der aktuellen Pläne.

Foto: Kurt Lübke

St.Hubert. Bevor es losgehen kann, müssen im Forum noch weitere Stühle aufgestellt werden. Das Interesse an den Planungen zum Neubaugebiet „Auf dem Zanger“ ist groß. Mehr als 100 Bürger, Anwohner und Ratsmitglieder sind zur Infoveranstaltung der Stadtverwaltung am Montagabend gekommen. Zunächst stellen der Technische Beigeordnete Stephan Kahl, Planungsamtsleiter Heinz-Peter Cox und Tiefbauamtsleiter Torsten Schröder die Pläne vor.

Auch bei der Bürgerversammlung wird deutlich, dass die Anwohner große Bedenken haben (die WZ berichtete). Für die Interessengemeinschaft „Auf dem Zanger“ mit mehr als 65 Bürgern ergreift Chlodwig Hardt das Wort und macht einige der Bedenken deutlich. „Eine Reihe von Fehlplanungen hat zu einer Situation geführt, die für die Anwohner unerträglich ist“, so Hardt. Ein Knackpunkt ist die Zufahrt zu dem neuen Baugebiet über die Straße Auf dem Zanger. Auch der Baustellenverkehr, der über ihre Straße verlaufen soll, verärgert die Anwohner.

Ein anderer Bürger kritisiert den zunehmenden Verkehr durch das Neubaugebiet auch mit Blick auf das Haus der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderungen an der Aldekerker Straße. Es entstehe eine „Gefahr für die Menschen, die sich da bewegen“, und die Lebensqualität leide.

Die Breite Straße — besonders an der Ecke zur Aldekerker Straße — sei bereits überlastet, machte Klaus Hegmanns (stellvertretender Vorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland, Bezirksgruppe Mönchengladbach-Viersen) deutlich. „Das ist heute schon ein Chaos.“

Dass es Beeinträchtigungen durch Baustellenverkehr geben werde, will Kahl nicht verhehlen. In welchem Maße, das könne man aber noch nicht sagen. Eventuell könne man über eine eigene Baustellenzufahrt nachdenken. Das könne er aber noch nicht zusagen. Eine Zufahrt zum späteren Baugebiet über den Feldweg An der Mühle, wie es ein Bürger für die nördlichen Häuser des Neubaugebietes vorschlägt, habe man bereits durchdacht und verworfen.

Im Zusammenhang mit der notwendigen Niveau-Anhebung des Areals fürchten die Anwohner eine abfallende Grenze zu den bestehenden Grundstücken. Das gelte auch für den Hof. „Der Pielenhof wird tiefer gelegt“, empört sich Chlodwig Hardt, der fürchtet, dass bei Regen Sturzbäche vor die bestehenden Häuser laufen. Das Thema Entwässerung ist für viele Anwohner noch nicht ausreichend geklärt. Auch wenn Tiefbauamtsleiter Torsten Schröder versichert, dass die Entwässerung problemlos über die Breite Straße und Aldekerker Straße laufen könne.

Stephan Kahl machte noch einmal deutlich, dass man sich in einer „frühzeitigen Beteiligung“ befinde und viele Fragen noch nicht endgültig geklärt seien. So werde noch ein Entwässerungsgutachten erstellt und auch die definitive Geländeerhöhung stehe noch nicht fest. „Aber sie können sicher sein, dass wir den Pielenhof nicht tiefer legen werden“, so Kahl. Man wolle vernünftige Übergänge zu den Bestandsgebäuden erhalten und werde die jetzigen Anwohner mit Sicherheit nicht absaufen lassen.

Bei aller Kritik gibt es auch Unterstützung. „Ich finde die Planungen sehr gut“, so Karin Drabben. Besonders begrüßt sie die Planungen für den Grüngürtel am nördlichen Ortsrand, warnt aber vor zu viel Verkehr auf dem Weg An der Mühle.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Wilfried Bogedain bittet darum, die Sorgen der Bürger ernst zu nehmen und im Gespräch zu bleiben. Man solle das neue Baugebiet aber nicht vorab schlechtreden. „Das kann eine schöne Sache für St. Hubert werden.“

Ein weiteres Thema ist die Energieversorgung des Gebietes. Geplant ist ein Blockheizkraftwerk, das die Stadtwerke errichten würden, um die neuen Häuser mit Strom und Wärme zu versorgen. Auf Nachfrage erklärt Kahl, dass der Liegenschaftsausschuss der Stadt darüber entscheiden werde, ob die Abnahme der Energieversorgung von dort verpflichtend sein werde. Zum Vergleich: In den Bauabschnitten an der Kempener Kreuzkapelle wurden und werden die Käufer städtischer Grundstücke vertraglich dazu verpflichtet, Fernwärme von den Stadtwerken zu beziehen.

Bereits zu Beginn der Versammlung hatte Stephan Kahl erklärt, dass es ein großes Interesse an dem Bauland gebe. Mehr als 100 Bewerber aus St. Hubert, mehr als 300 Bewerber aus ganz Kempen würden darauf warten, dass es bald losgehe. „Wir sind der Überzeugung, dass wir gemeinsam mit Bürgern und Politik ein Wohngebiet entwickeln werden, von dem der Ort profitieren wird“, so Kahl, der ein offenes und transparentes Planungsverfahren in Aussicht stellte.