Kempen/Kreis Viersen Kreisarchiv: Kempen ist nur dritte Wahl

Der Landrat will einen Neubau in Viersen. Willich und erst dann Kempen sind Optionen.

Foto: Reimann

Kempen/Kreis Viersen. Über den zukünftigen Standort des Kreisarchives wird seit vielen Monaten diskutiert — nun bahnt sich eine Entscheidung an. Am 7. September befasst sich der Kulturausschuss des Kreises Viersen mit dem Thema. Der Beschlussvorschlag zur Sitzung von Landrat Andreas Coenen (CDU) ist zwar kompliziert formuliert, inhaltlich aber deutlich: Wie schon berichtet, ist Viersen der Favorit des Landrates. Auf Platz zwei folgt Willich und erst dann ist Kempen für den Kreis Viersen eine Option.

„Für den Fall, dass sich der Rat der Stadt Viersen sowie gegebenenfalls der Rat der Stadt Willich für ein gemeinsames Archiv aussprechen“, möchte sich der Landrat laut Verwaltungsvorlage nach einem geeigneten Grundstück in Viersen umsehen. Die Ergebnisse der politischen Beratungen in Viersen und Willich darüber, ob man jeweils das eigene Stadt- mit dem Kreisarchiv zusammenlegen möchte, sind indes völlig offen. Der Viersener Rat entscheidet am 6. September über diese Frage, der Willicher Rat nach Angaben des Kreises Viersen am 8. September. Zumindest aus der Viersener Verwaltung gibt es bereits den Beschlussvorschlag, sich gegen eine Zusammenlegung von Stadt- und Kreisarchiv auszusprechen. Es könnte also so kommen, dass der Landrat sich Viersen als Standort wünscht, die Stadt selbst dies aber gar nicht möchte.

In diesem Fall würde der Chef der Kreisverwaltung eine Willicher Lösung favorisieren. „Für den Fall, dass sich nur der Rat der Stadt Willich für ein gemeinsames Archiv ausspricht“, soll in Willich ein „baureifes Grundstück“ gesucht werden. So lautet der Vorschlag der Verwaltungsspitze des Kreises.

Willichs Bürgermeister Josef Heyes (CDU) erfuhr gestern am Rande einer Konferenz von seinem Kempener Kollegen Volker Rübo (CDU) von der Vorlage des Landrates. „Es verwundert mich schon sehr, dass der Landrat die zuständigen Bürgermeister nicht eingebunden hat“, sagte Heyes auf Anfrage der WZ. Aus Sicht der Willicher Verwaltung ist der Stand so wie vor den Sommerferien: Ein gemeinsames Kreis- und Stadtarchiv komme dann infrage, wenn dieses in Willich steht. Und zwar am aktuellen Standort — unweit des Schiefbahner St. Bernhard-Gymnasiums.

Kempen, das derzeit in der Burg das Kreis- und sein eigenes Stadtarchiv beherbergt, steht in der Gunst des Landrates auf dem Bronze-Rang, um einen olympischen Duktus zu verwenden: „Für den Fall, dass sich sowohl der Rat der Stadt Viersen als auch der Rat der Stadt Willich gegen ein gemeinsames Archiv aussprechen“, werde man in Kempen ein geeignetes Grundstück suchen.

Nach Ansicht der Kempener Verwaltung gibt es dieses Grundstück. Wie bereits mehrfach berichtet, hat die Stadt dafür das Archiv das Areal der ehemaligen Arnold-Fabrik im Blick. Mit den politischen Fraktionen besteht Einigkeit darüber, dass das Kreisarchiv auf jeden Fall in Kempen bleiben soll. Bürgermeister Volker Rübo, der gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen war, hat bereits mehrfach versichert, dass er für einen Verbleib des Archivs in Kempen kämpfen wird.

Ein Archiv-Neubau ist aus Sicht des Kreises notwendig, weil die derzeitige Unterbringung in der Kempener Burg nicht mehr adäquat ist. Der Kreistag hat unter anderem aufgrund eines Gutachtens beschlossen, dass die Burg leergezogen wird. Für einen Neubau stehen bis 2020 Landes- und Bundesmittel in Höhe von 5,1 Millionen Euro zur Verfügung. Wie teuer ein Neubau insgesamt ist, steht noch nicht fest.

Zur Zukunft der Burg nach dem Archiv-Auszug gibt es am 4. Oktober eine spannende Ratssitzung in Kempen. Dann wollen Verwaltung und Politik beraten, ob das Denkmal als Heimat für ein zweites Rathaus infrage kommt.