Kempen/Kreis Viersen Bedenken gegen Gasleitung
Der Kreis Viersen hat zu den Plänen für eine Pipeline Stellung genommen. Ein Konzern möchte die Trasse durch St. Hubert, Willich und Tönisvorst verlegen.
Kreis Viersen. Der Begriff „Zeelink“ wird in den nächsten Monaten und Jahren in den politischen Diskussionen eine große Rolle spielen. Unter diesem Namen bastelt der Energiekonzern Open Grid Europe (OGE) an einem Millionenprojekt, von dem die Städte und Gemeinden im Kreis Viersen betroffen sein werden: eine Erdgasleitung, die zwischen der belgisch-deutschen Grenze in Lichtenbusch und Legden im Münsterland verlegt werden soll. Ein Trassenabschnitt wird durch Willich, Tönisvorst und St. Hubert führen — so zumindest der Wunsch des Konzerns. Eine vorhandene Gas-Verdichterstation in St. Hubert soll dabei die Trassen Zeelink 1 und 2 verbinden.
Bis 1. Juli können die beteiligten Behörden erste Stellungnahmen zu den Plänen abgeben. Der Kreis Viersen hat das durch seinen Technischen Dezernenten Andreas Budde getan. Gestern berichtete er davon im Ausschuss für Planung, Bauen und Umwelt des Kreises Viersen.
In seiner Stellungnahme macht der Kreis Viersen an verschiedenen Punkten deutlich, dass in einigen Punkten Bedenken bestehen. So würden zum Beispiel die Belange von Natur und Landschaft in verschiedenen Gebieten beeinträchtigt. Der Kreis sieht auf Willicher Stadtgebiet Probleme bei den Landschaftsschutzgebieten „Moosheide“, „Flöthbach & Beckerhöfe“ sowie „Münchheide“. Ferner würden die Schutzgebiete „Anrather Bach/Holterhöfe“, „Anrather Bach/Kehn“, „Fliethbach“ und „Unterweiden“ durchquert. Aus Sicht des Kreises Viersen ist das alles andere als ideal.
Und auch auf Kempener Gebiet sieht der Kreis die geplante Pipeline als Gefahr für Landschaftsschutzgebiete. In der Vorlage der Verwaltung ist in diesem Zusammenhang die Rede vom St. Huberter Naturschutzgebiet „Tote Rahm“ und vom sogenannten Schutzgebietsystem „Natura 2000“. Dort würden sich „gesetzlich geschützte Biotope“ befinden. „Insofern bestehen erhebliche Bedenken gegen die Führung des Vorzugskorridors der Trasse durch diesen Bereich. Die Bedenken beziehen sich sowohl auf den Eingriff im Rahmen der erforderlichen Baumaßnahmen als auch auf die dauerhafte Verortung der Rohrleitung im Boden nach ihrer Fertigstellung“, hat Derzernent Budde der zuständigen Bezirksregierung Münster mitgeteilt.
In diesem Zusammenhang empfiehlt der Kreis Viersen eine alternative Trassenführung, die auch Open Grid Europe bereits in die Überlegungen einbezogen hat. Im Grenzbereich zur Stadt Krefeld gebe es weniger Konflikte mit den Belangen von Natur und Landschaft. So könne auch die Durchquerung der „Toten Rahm“ in St. Hubert verhindert werden.
Neben dem Naturschutz fürchtet der Kreis Viersen auch Beeinträchtigungen beim Bodenschutz. Die Pipeline würde auch sehr fruchtbaren Boden durchkreuzen. In der Verwaltungsvorlage ist die Rede von der sogenannten Kempen-Aldekerker Platte, von der vor allem die Kappesbauern in der Region profitieren. Diese müssten in der Detailplanung berücksichtigt werden, gibt der Kreis zu bedenken.
Gleiches gelte für Flächen, die möglicherweise Altlasten aufweisen. Nach Angaben des Kreises Viersen würde die geplante Trasse 23 Flächen anschneiden, die im Kataster für altlastverdächtige Flächen verzeichnet sind. Der Kreis Viersen hält eine fachgutachterliche Baubegleitung daher für erforderlich.