Kempen Hat der Sportverband noch eine Zukunft?

Zur Rettung des SSV trafen sich die Vereine — noch ohne konkretes Ergebnis.

Foto: Lübke

Kempen. Eine Rettung des Stadtsportverbandes (SSV) ist vorerst nicht in Sicht. So könnte man das Ergebnis des sogenannten Kempener Sportdialoges am Montagabend zusammenfassen. Die drei verbliebenen Vorstandsmitglieder des SSV (Frawi Tönnis, Claus Bussmann und Carmen Schlicker) hatten die Vereine eingeladen, um über die Zukunft des Verbandes zu diskutieren. Seit Monaten gibt es verwaiste Vorstandsposten. Nun ist auch der 1. Vorsitzende, Andreas von Brechan, aus beruflichen Gründen ausgeschieden.

„Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass wir an diesem Abend sofort ein schlüssiges Konzept haben“, kommentierte der stellvertretende Vorsitzende, Frawi Tönnis, den Verlauf der Zusammenkunft hinter verschlossenen Türen. „Es ging uns darum, dass wir in den Dialog treten.“ Und das habe funktioniert. Rund 20 Vertreter von 13 Vereinen seien erschienen.

Dabei wurde offenbar weiterhin das Dilemma des SSV deutlich, dass die größeren Vereine den Verband nicht wirklich brauchen, die kleineren aber schon. „Vereine mit wenigen Mitgliedern wünschen sich die Interessensvertretung durch den Verband“, so Tönnis, der selbst den Verein Karate-Dojo führt. Bei der Versammlung habe er aber auch Signale vernommen, dass größere Clubs wenig Interesse an einer Mitarbeit im SSV haben. Namentlich nannte Tönnis drei Beispiele: Vereinigte Turnerschaft (VT) Kempen, TuS St. Hubert und der Tennis-Club Rot-Weiss Kempen.

Heinz Börsch, Vorsitzender des TC Rot-Weiss, bestätigte am Dienstag im WZ-Gespräch, dass sein Verein seine Interessen gegenüber der Stadtverwaltung sehr gut selbst vertreten könne. „Es ist auch so, dass wir alle in unseren Vereinen mehr als genug zu tun haben“, so Börsch. Für Ehrenamtler sei es schwer, sich dann noch zusätzlich im Verband zu engagieren.

Mit Blick auf die Zukunft des Stadtsportverbandes sagte Börsch, dass zunächst einige „Altlasten“ bereinigt werden müssen. „Man spürt in den Debatten, dass in den vergangenen Monaten und Jahren viel passiert ist. Darüber kreisten dann auch die Diskussionen am Montagabend.“ Ein Neuanfang könne nur funktionieren, wenn an der Spitze des Verbandes jemand wäre, der mit den Streitigkeiten der vergangenen Jahre nichts zu tun habe.

Zur Erinnerung: Nach dem Rücktritt einiger Vorstandsmitglieder übernahm Rechtsanwalt Andreas von Brechan, inzwischen Ratsmitglied der CDU, Mitte 2012 den Vorsitz des Verbandes. Schon damals waren viele Vereinsvertreter der Meinung, dass der SSV nicht mehr gebraucht werde. Von Brechan hatte sich damals zum Ziel gesetzt, die Risse zu kitten und den Verband wieder zu stärken. Er wollte auf alle Vereinsvertreter zugehen. „Das war viel heiße Luft. Passiert ist nichts“, sagte gestern ein Vereinsvertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte.

„Wir haben uns jetzt zunächst ausgetauscht. Nun geht es darum, dass jeder Ziele definiert“, fasste Frawi Tönnis das Treffen zusammen. Nach den Sommerferien soll es einen weiteren Termin geben. Dann wollen die Vereine weiter beraten, wie der Verband künftig aufgestellt werden soll. Weiterhin steht aber auch eine Auflösung des Verbandes im Raum. „Wir suchen einen neuen 1. Vorsitzenden“, so Tönnis. „Damit steht und fällt die Zukunft des Verbandes.“ Nur mit einem neuen Verbandschef würden auch die verbliebenen Vorstandsmitglieder weitermachen. Dazu müssten sich die Vertreter der Vereine jetzt engagieren, so Tönnis. Ob es tatsächlich Bereitschaft gibt, werde sich nach den Sommerferien zeigen.