Besucherschwund beim Sitzungskarneval

Immer weniger Zuspruch bei gleich bleibenden Kosten — das bereitet den Organisatoren Sorgen.

Kempen/St. Hubert. Die fünfte Jahreszeit steuert aufs Sessions-Ende zu. Noch vor der heißen Phase, vor dem Straßenkarneval, regiert der Frohsinn in den Sälen der Region. In Kempen und St. Hubert gab es in diesem Jahr drei Sitzungen: von Kolping-Elferrat, Weiß und Blau Kamperlings sowie d vom Heideröslein. Die Besucherzahlen sind, wie in den Vorjahren, größtenteils rückläufig. Steckt der Saalkarneval also in der Krise?

„Ja, so ist es. Der rückläufige Trend bereitet uns seit Jahren schon Kopfzerbrechen“, sagt Frank Schubert, Vorsitzender der St. Huberter Straßengemeinschaft Heideröslein. Diese hat sich mit dem hausgemachten Karneval ein eigentlich solides Standbein schaffen wollen.

Doch weniger Besucher bei gleichbleibenden Kosten führen zu weniger Einnahmen — es besteht die Gefahr, dass „Danz on Dollerei möt de Hei“ aufgegeben werden muss. „Unseren Gästen gefällt es bei uns sehr gut, die Mund-zu-Propaganda ist durchgehend positiv. Sie sagen, wir sollen weiter machen. Und doch kommen jedes Jahr weniger“, sagt Schubert.

Gegenseitige Besuche der Karnevalsgesellschaften untereinander reichen zum Überleben nicht aus, meint er. Ein großes Problem sieht Schubert in der TV-Comedy: „Die Leute werden dauernd bespaßt und lachen längst nicht mehr über alles. Tradition ist da weniger gefragt. Das gräbt uns das Wasser ab.“

Auch Wolfgang Wruck, Vorsitzender der KG Weiß und Blau Kamperlings, sieht den Negativ-Trend. Bei der diesjährigen Sitzung waren 100 Gäste weniger als noch im vergangenen Jahr. „Zu wenig Publikum schadet. Die Leute machen sich keine Gedanken, wie sehr wir uns bemühen.

Die Künstler müssen frühzeitig eingekauft, die Kosten gedeckt werden“, sagt er. Im Gespräch mit anderen Gesellschaften sicherte man sich gegenseitige Hilfe zu. „Die Sitzung 2013 können wir finanziell noch stemmen. Doch danach überlegen wir, vielleicht nicht jedes Jahr eine zu veranstalten“, so Wruck.

Dass weniger Besucher auch die Flucht nach vorn bedeuten kann, weiß Ferdi Stoffels, Literat des Kolping-Elferrats. „Wir wollen Karneval feiern“, bringt er es auf den Punkt. Als der Elferrat in der Krise steckte, investierte man in eingekaufte bekannte Künstler, anstatt weiter auf eigene Kräfte zu setzen.

Der Erfolg gibt Stoffels und Kollegen Recht: Die letzten zwei Sitzungen waren ausverkauft, für 2013 gibt es schon mehr als 200 Vorbestellungen. „Generell ist das Sitzungspublikum älter, die Jungen feiern lieber auf Partys“, sagt Stoffels. Er meint, es müsse weiterhin die Balance zwischen Tradition und Fortschritt aufrecht erhalten werden. Ein Patentrezept für den Weg aus der Sitzungskrise habe er noch nicht gefunden.