Bürgerbus: Starre Fronten

Ende Mai gründet sich ein Bürgerbus-Verein. Die Stadt blockiert die Initiative.

Kempen. Rainer Zeitz lässt nicht locker. Nach wie vor kämpft der Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt (Awo) für einen Bürgerbus in Kempen. Die Stadt verweigert jegliche Unterstützung. Für Donnerstag, 31. Mai, um 18 Uhr lädt Zeitz zur Bürgerbus-Vereinsgründung ins Gemeindezentrum Thomaskirche an der Kerkener Straße 13. "Städtischen Räume sind uns nicht zur Verfügung gestellt worden." Mindestens sieben Gründungsmitglieder sind nötig. "Wir hätten Interessenten für mehrere Vereine."

Doch solange die Verwaltung dem Projekt eine Absage erteilt, wird der Bus nicht in die Gänge kommen. NRW-Fördergelder in Höhe von 30 000 Euro fließen nur, wenn die Kommune dem Bus Rückendeckung gibt. Die sieht allerdings keinen Bedarf, zumindest "nicht über das ÖPNV-Angebot und bestehenden Fahrdiensten wie Malteser und Altenhilfe hinaus", wie Sozialdezernent Hans Ferber gegenüber der WZ im November 2006.

Zeitz verweist auf Bürgerbusse in Anrath, St. Tönis und Willich. "Sie laufen alle gut - mit Sponsoren wie den Stadtwerken, aber auch mit Unterstützung der Verwaltung." In Anrath sitzt Bürgermeister Josef Heyes an mehreren Samstagen im Monat selbst hinterm Steuer.

Zeitz beruft sich auf die "Fortschreibung der Altenhilfeplanung Kempen", die das Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik 2006 erstellt hat. 30 Prozent hatten dort in einer Umfrage angegeben, dass sie die ÖPNV-Anbindung als "unzureichend" bewerten. Und auch Ferber gebe auf Seite 57 des Berichts zu, dass "Defizite in der Infrastruktur seit längerem bekannt seien . . . und die Initiative der Bürger wichtig" sei.

Zudem hält Zeitz Ferber entgegen, dass der Bürgerbus nicht in Konkurrenz zu den Fahrdiensten zu sehen ist, sondern als Ergänzung. Vorstellbar sei, dass er vom Bahnhof aus einzelne Schleifen durch Wohnviertel wie das Hagelkreuz zieht. Dort müssten alte oder gehbehinderte Menschen oft einen Kilometer bis zur nächsten Haltestelle zurücklegen. In St. Tönis sei eine Bürgerbus-Haltestelle von jeder Wohnung aus in 200 Metern erreichbar.

Zudem betont Zeitz: "Ein Bürgerbus ist nicht für Rollstuhlfahrer geeignet, deshalb sind Fahrdienste der Malteser und der Altenhilfe weiterhin notwendig." Zeitz (64) lebt seit 39 Jahren in Kempen. "Eine attraktive Stadt", sagt er überzeugt. "Mit Bürgerbus wäre sie noch attraktiver."