Seit März können Kunden bei Edeka Steves das Schicksal herausfordern: Greift man am Eingang zu den pinken Einkaufskörben, signalisiert man, dass man Single ist und potenziell Lust hat, zu flirten. Zwar lernen sich auch 2025 immer noch die meisten Paare online kennen – das beweisen einschlägige Befragungen. Aber die Sehnsucht nach romantischen Zufallsbekanntschaften scheint trotzdem groß zu sein. „Glaub mir, ich hätte dich auch lieber im Supermarkt kennengelernt“, schreiben Nutzerinnen und Nutzer von Dating-Apps wie Tinder oder Bumble immer wieder in ihre Profilbeschreibungen. Ist der Edeka also die Partnerbörse die Zukunft?
„Hier treffen sich sowieso immer Menschen und quatschen“, berichtet Marktleiter Benedikt Steves. „Auch, wenn manche das Einkaufen als lästige Haushaltspflicht abstempeln – es ist nach wie vor ein abwechslungsreicher Treffpunkt.“ Mit seinem innenstadtnahen Standort ist der Edeka Steves sogar ein besonders beliebter. Das war schon vor den pinken Flirt-Körben so. Dass sich dank der Aktion, die es auch in anderen Edeka-Märkten gibt, zwei Menschen gesucht und gefunden hätten, konnte Steves noch nicht beobachten. „Was nicht bedeutet, dass es noch nicht passiert ist“, lacht er. „Aber dafür lächeln viele Leute, wenn sie den Aufsteller sehen. Das freut mich ebenso.“
Krefelder Weinhaus hatte die
Idee zu den pinken Flirt-Körben
Der ist aber auch schön anzusehen. Über den pinken Körben steht ein in Herzchen eingerahmter Hinweis: „Greif zu unserem Flirt-Korb, wenn du Single bist und Lust hast, deinem Traumpartner vielleicht direkt heute beim Einkaufen zu begegnen! Vielleicht erfahren wir ja bald von deiner einzigartigen Liebesgeschichte, die bei einem Einkauf bei uns begonnen hat...“ Links und rechts davon steht Rhabarber- und Erdbeer-Secco vom Weinhaus Uwe Schuster aus Krefeld. Von dort stammt auch die Idee, die Flirt-Körbe in die Region zu holen. Markus Irkens, der in Krefeld zwei Edeka-Märkte betreibt, erzählte Benedikt Stevens in Kempen davon.
Die pinken Körbe seien zwar teurer als die normalen grauen, aber das sei schon okay, sagt Steves. Sein Edeka sorgt immer wieder mit kleinen Aktionen dafür, dass der Supermarkt ein Treffpunkt bleibt. Bei der großen Renovierung vor zwei Jahren wurde auf eine gemütliche Atmosphäre geachtet, und gerade haben die Mitarbeitenden zum Muttertag einen großen Aktionstisch mit Geschenkideen vorbereitet (der Erdbeer-Secco ist auch dabei).
In anderen Städten kann der pinke Korb auch einfach ein Signal dafür sein, dass man offen für Smalltalk ist und gerne angesprochen werden möchte. Das soll der Einsamkeit vorbeugen, die gerade in großen Städten auf dem Höchststand ist. Um die Initiative zu ergreifen, gehört aber eine Prise Mut. Und so, wie Steves seine Kunden kennt, unterhalten die sich sowieso gern miteinander – ob mit oder ohne Korb. „Ich habe auch schon mal überlegt, eine Bank in den Laden zu stellen“, sagt er.
Obwohl die leuchtend pinken Körbe schön anzusehen sind, greifen die meisten Kunden eher aus Zufall danach, ohne von der Aktion mitbekommen zu haben. „Ich habe letztens einen 80-jährigen Herrn mit Flirt-Korb gesehen“, sagt Steves. „Ob er flirten wollte oder einfach den erstbesten Korb genommen hat, weiß ich nicht.“
Für Austausch sorgen in Steves‘ Markt auch die neu ins Leben gerufene Sticker-Aktion, bei der man bei jedem Einkauf im Wert von mehr als zehn Euro Kempener Motive fürs Sammelalbum geschenkt bekommt, und die „Plauderkasse“. Seit etwas mehr als einem Jahr ist hier mittwochs und donnerstags von 10 bis 13 Uhr Zeit für Gemächlichkeit und Gespräche. Die Mitarbeitenden nehmen sich dann extra viel Zeit, um mit Kunden zu sprechen und Fragen zu beantworten. Die Plauderkasse ist gekennzeichnet.
Und wer weiß: Vielleicht lernt in Zukunft ja doch jemand seine große Liebe bei Edeka am Hessenring kennen. Das Schicksal liebt es ja bekanntlich, herausgefordert zu werden. Man muss nur die Initiative ergreifen.