(jka) Der Montagabend ist ein eher ungewöhnlicher Konzerttermin, aber die „Haltestelle“ an der St. Töniser Straße in Kempen war dennoch gut gefüllt. Wer gekommen war, wurde auch nicht enttäuscht beim Gastspiel der australischen Sängerin und Bassistin Nicki Parrott, die mit ihren „Swingfluencern“ in die Thomasstadt gereist war.
Zum Quartett gehören der Pianist Olaf Polziehn, der Niederländer Frank Roberscheuten (Saxofone, Klarinette) und der Schlagzeuger Frits Landesbergen. Dem Konzert vorangegangen war ein restlos ausverkaufter Workshop mit Parrott und Roberscheuten. Hervorragende Jazzmusiker der internationalen Jazzszene geben hier immer wieder ihre Visitenkarte ab, nachdem sie ihr Können und ihre langjährige Erfahrung in Workshops an talentierte Laien weitergegeben haben.
Highlight reihte sich an Highlight an diesem ganz besonderen Konzertabend: Olaf Polziehn mit seinem feinfühligen und fingerfertigen Pianospiel (Taste elaste sozusagen!) ist sowohl brillant in der Begleitung wie auch souverän in seinem minutenlangen Klaviersolo. Frank Roberscheuten brachte mit Nicki Parrott ein ansonsten selten zu hörendes Duett mit Saxofon und Bass zu Gehör, und Frits Landesbergen, den man als Drummer der Dutch Swing College Band kennt, bewies, dass er nichts von seiner Schlag-Fertigkeit verloren hat, der aber auch leise Töne anschlagen kann und ein Meister der Percussion ist.
Nicki Parrott selbst singt und spielt mit feinem Timbre und auf ihre eigene kreative Weise ein Medley von Frank Sinatra mit dem eingängigen „Fly Me to the Moon“ und ein weiteres Medley ihres Lieblingskomponisten mit deutschen Wurzeln, Burt Bacharach, gebürtig aus Kansas City, und setzt dabei den Bass als ein ganz besonderes Instrument in Szene. In einer Hommage an die Jazzlegende Ella Fitzgerald zeigt sie, dass sie auch den Scatgesang bestens beherrscht. Da darf der Standard „A-Tisket, A- tasket“ („I lost my yellow basket“) natürlich auch nicht fehlen.
Und für ihr deutsches Publikum hat die Australierin, die abwechselnd auf Englisch und Deutsch moderiert, auch einen deutschen Titel einstudiert: Sie singt auf Deutsch Theo Mackebens Ohrwurm aus den 1930er Jahren „Bei dir war es immer so schön“ und gestaltet diesen Titel zu einem fein swingenden und groovenden Jazztitel um.
Dazu kommen an diesem Abend Songs wie „It‘s a Good Day“, geschrieben und gesungen von Peggy Lee, und „But Not for Me“, komponiert von George und Ira Gershwin für das Musical „Girl Crazy“ sowie als temperamentvolle und rhythmische Zugabe „Sunny“. Das Publikum dankte mit stürmischen Ovationen und „Haltestellen“-Chef Andreas Baumann wie immer mit einem originellen Geschenk, diesmal einem Jutesack mit Naturalien aus dem Alten Land. Die Atmosphäre in dieser Location stimmt, die Stars kommen gerne nach Kempen.