Neues Angebot Beim Demenz-Café ist Anderssein erlaubt

Oedt. · Jeden vierten Mittwoch im Monat wird der Quartierstreff Oedt zum „Café Zeitlos“.

Helmut Woerner, Nicole Geitner und Anja Dammer (v. l.) laden Demenzkranke und ihre Angehörigen regelmäßig zu Kaffee und Kuchen ein.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Wenn der große Raum im Quartierstreff liebevoll entsprechend der Jahreszeit dekoriert wird, dann steht der vierte Mittwoch im Monat unmittelbar bevor, und der hintere Raum mit der kleinen Küche verwandelt sich in das „Café Zeitlos“. Einmal im Monat lädt das Demenz-Netzwerk Grefrath, das aus sieben Kooperationspartnern besteht, zu einem Treffen bei Kaffee und Kuchen ein, bei dem Menschen mit Demenz und deren Angehörige angesprochen sind.

„Menschen mit Demenz und deren Angehörige trauen sich oftmals nicht gerne in die Öffentlichkeit. Sie sorgen sich, in Erklärungsnot zu kommen, wenn der Erkrankte sich aufgrund seines Krankheitsbildes anders benimmt, als es die Umgebung erwartet“, sagt Helmut Woerner vom Netzwerk. Das ist beim „Café Zeitlos“ nicht der Fall. Hier wird anderes Verhalten mit Akzeptanz getragen, weil alle darum wissen. Egal, ob jemand durch das Café geht, anstatt auf seinem Stuhl zu sitzen, oder sich jemand nicht entscheiden kann, ob er ein Stück Kuchen essen möchte oder nicht. „Wir fragen ein paar Minuten später einfach noch mal nach und schauen, ob sich derjenige dann entschieden hat. Wenn das nicht der Fall ist, ist das überhaupt nicht tragisch und bedarf von den Angehörigen auch keiner Erklärung“, betont Nicole Geitner vom Netzwerk und Ansprechpartnerin in Sachen Quartiersmanagement.

Das Angebot ist nicht als Betreuungsform gedacht

Im Café stoßen die Besucher auf Menschen, die im Alltag gleiches wie sie erleben. Es ist ein Austausch gegeben. Kommunikation findet statt. Das Café schafft für Erkrankte, Angehörige und Freunde einen Treffpunkt, bei dem die Möglichkeit besteht, in angenehmer und geschützter Atmosphäre ein Stück Normalität leben zu können. Im Kreis Gleichbetroffener kann losgelassen werden. Es ist ein niedrigschwelliges Angebot. Jeder kann kommen, wann und wie er möchte. Ganz wichtig: Das „Café Zeitlos“ ist kein Betreuungscafé. „Wir begrüßen hier Demenzerkrankte zusammen mit ihren Angehörigen“, sagt Anja Dammer vom Netzwerk, die gemeinsam mit Geitner, Woerner und Veronika Grziwa das Café organisiert und durchführt.

Sie organisieren aber nicht nur das Café an sich, sondern stehen auch vor Ort für Fragen rund um das Thema Demenz zur Verfügung. Ob es sich um die Pflegeversicherung dreht oder auch ganz generelle Fragen zur Erkrankung, alle vier bringen ihr Wissen aus dem Demenz-Netzwerk Grefrath ein. „Viele kennen die Angebote und Möglichkeiten, die das Demenz Netzwerk Grefrath als solches bietet nicht“, stellt Geitner immer wieder fest. So gibt es unter anderem Schulungen für die Angehörige. Vor dem Hintergrund, dass das Café im Quartierstreff stattfindet stoßen viele zudem auf Angebote, die über das Thema Demenz hinausgehen. Die Organisatoren können indes feststellen, dass Besucher, die einmal ins Café hineingeschnuppert haben, oft gerne wiederkommen.

Die Naschereien passen
zur jeweiligen Jahreszeit

Je nach Jahreszeit tischt das Team Kuchen auf, wobei es im Advent auch mal Weckmänner oder Püfferken sein können. „Uns ist es wichtig, dass es aufgrund einer Demenzerkrankung nicht zu einer Vereinsamung kommt. Dass ist nämlich ganz schnell der Fall, weil sich Betroffene und Angehörige oftmals nicht mehr gemeinsam aus dem Haus trauen. Wir möchten zeigen, dass man auch mit dieser Erkrankung am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Das ,Café Zeitlos’ ist ein erster Schritt in diese Richtung“, hebt Woerner hervor. Und dass soziale Kontakte einen positiven Effekt auf den Verlauf einer Demenzerkrankung haben, steht außer Frage. Sie wirken dem Verlauf der Krankheit entgegen.

Für das nächste offene Café am 27. November wünschen sich die Organisatoren viele neue Besucher, die sich trauen und einfach mal vorbeikommen, um zu schauen, was sich hinter dem Namen „Café Zeitlos“ verbirgt.