Champions-League des Karnevals

Die Publikumslieblinge „Bläck Fööss“ spielten bei Rumtata eine Stunde, „Brings“ 45 Minuten lang.

Foto: Friedhelm Reimann (3)/Archiv

Grefrath. Köln, die selbstverliebte, weil so großartige Diva, hat sich verguckt. Am Freitag hat sie Grefrath kurzerhand eingemeindet, weil das Fleckchen am Niederrhein genauso gut und gerne und ausdauernd und textsicher und jeck kostümiert feiern kann wie jeder echte „Kölsche Jung“.

Foto: Friedhelm Reimann (3)/Archiv

War das ein Spaß über sechs Stunden hinweg; was für eine Qualität gleich vom Einzug des Bundesspielmannszugs „Frisch auf Hinsbeck“ an. Grefrather, Nettetaler, Kempener, Viersener, Willicher, Tönisvorster, Gladbacher, ja selbst der eine ausgeguckte „Rumtata“-Gast aus der Eifel — sie alle haben kölsche Kondition bewiesen. Weil sie nach Kräften mithalfen, vom frühen Abend bis ein Uhr nachts Temperatur und Geräuschpegel in der Eissporthalle hoch zu halten.

Das hat sogar die Champions-League-Akteure des Kölner Karnevals, allen voran Brings und die Bläck Fööss, aber auch Guido Cantz, die Räuber, Paveier und Die Rabaue beeindruckt. „Wir lieben euch“, riefen sie den Fans im Parkett und auf den Rängen zu. Nach drei Mal „Rumtata“ in Grefrath können die Kölner sogar schon Oedt und St. Hubert regional zuordnen. Mit der richtigen Betonung klappt’s spätestens 2016.

Stefan van Eertwegh („Die Erdnuss“) kann mit seinem Auftritt und als Veranstalter der „größten Sessionseröffnungssitzung Deutschlands“ hochzufrieden sein. Mehrere tausend Gäste haben den Abend sehr genossen. Bis auf ein paar Sound- und Lautsprecherprobleme lief alles wie am Schnürchen. Das Orchester Helmut Blödgen begleitete perfekt und setzte eigene Akzente.

Alles richtig gemacht haben die routinierten Rumtata-Besucher: Sie kamen mit der Clique, hockten im Pulk in den Stuhlreihen oder standen in den Gängen und ließen sich die Speisen und Getränke, die sie mitgebracht hatten, schmecken. Wer Nachschub brauchte, ging zur Theke. Ohne Pause wurde getanzt, geschunkelt, geklatscht und gesungen, manchmal alles gleichzeitig.

Aber auch Guido Cantz und Klaus und Willi bekamen die Chance, Pointen in den Saal zu pfeffern. Als Redner des Abends hatten sie einen deutlich schwierigeren Job als die Musiker. Sie bekamen aber trotz der Weitläufigkeit von Halle und Bühne die ganze Aufmerksamkeit, die Leute in Partylaune aufbringen können.

Die Teilnahme an Rumtata ist für die Karnevalisten der ersten Liga eine wunderbare Aufwärmübung, für Gruppen aus der Region eine Auszeichnung. Dabei sind die Tänzerinnen der Fauth Dance Company aus Viersen längst ein Exportschlager am Rhein. Wie das Tanzcorps Höppemötzjer aus Köln badeten sie in Applaus.

Lutz Kniep hatte früh für Gänsehautmomente gesorgt. „Kein Trötemann“, wie Moderator Wolfgang Nagel betonte, „sondern ein Solotrompeter der besonderen Güte.“ Kniep spielte ein Karnevalsmedley, das er mit einer Lasershow koppelte. Die bunten Lichtkegel legten sich wie farbige Tücher über das Publikum und zeichneten regionale Sehenswürdigkeiten und Namenszüge an die Decke — die Kempener Burg, die Dülkener Narrenmühle, die Dorenburg, die Eissporthalle und immer wieder den Schriftzug Grefrath.

Die Kölner gaben sich die Ehre und adelten mit einem dreifachen Rumtata ihre niederrheinische Fastelovend-Dependance mit viel „Jeföhl“. Was für eine Superjeilezick!