Lokale Wirtschaft De Beukelaer: In der Produktions-Hochphase rückt der Abschied näher
Kempen · Ende 2020 wird die Produktion von Kempen nach Thüringen verlagert sein. Derzeit gibt es an der Arnoldstraße aber genug zu tun. Die Verträge von Mitarbeitern sollen sogar verlängert werden.
Für die rund 250 Mitarbeiter von Griesson-de Beukelaer dürfte es ein besonders emotionaler Jahreswechsel gewesen sein. Schließlich steht fest, dass die Produktion an der Arnoldstraße in Kempen im Laufe des Jahres eingestellt wird. Was danach wird, ist für viele mit großer Unsicherheit verbunden. Gleichzeitig stecken die Mitarbeiter mitten in einer Hochphase der Produktion. „Die Stimmung ist natürlich gedrückt“, sagt Betriebsratsvorsitzender Detlev Büschges. „Gleichzeitig nehme ich wahr, dass die Identifikation mit dem Produkt und dem Unternehmen weiterhin sehr hoch ist.“ Gewerkschafter Büschges bezeichnet dies als „Glücksfall für das Unternehmen“.
Produktion in Thüringen
wird derzeit aufgebaut
Griesson-de Beukelaer ist derzeit dabei in Kahla (Thüringen) eine der größten Keks-Produktionen Europas aufzubauen. Am Ende dieses Prozesses steht die Verlagerung der Kempener Prinzenrollen-Produktion nach Thüringen. Laut Büschges hat Griesson kürzlich damit begonnen, in Kahla „die erste Linie an den Start zu bringen“. „Ob so ein aufwendiger Prozess aber letztlich ohne Probleme läuft, weiß niemand“, so Büschges. Daher laufe in Kempen weiterhin die Produktion auf Hochtouren. „Zumal wir uns in einer Phase einer enorm hohen Nachfrage befinden.“
Wegen dieser Situation geht Büschges davon aus, dass in Kempen bis Ende 2020 in voller Stärke produziert wird. Es sei unwahrscheinlich, dass schon vorher in größerer Zahl Arbeitsplätze abgebaut werden. Die Umsetzung des ursprünglichen Plans, dass schon im Februar die ersten Stellen aufgegeben beziehungsweise verlagert werden, wird laut Betriebsrat nicht eintreten. Das Unternehmen selbst ließ indes über seine PR-Agentur ausrichten, dass man am ursprünglichen Plan festhalten wolle. Auf Zahlen und Details ging die Firma nicht ein.
Für Führungs- und Fachkräfte gibt es eine große Nachfrage
Detlev Büschges ergänzt indes, dass den Mitarbeitern bereits eine Verlängerung der Arbeitsverträge angeboten worden sei. Vor allem für die älteren Mitarbeiter sei dies eine gute Nachricht. Diese könnten ihre Arbeitszeit verlängern, bevor dann die ausgehandelten Aufhebungsverträge, Sozialpläne und Transfergesellschaften eine Rolle spielen. Für jüngere Kolleginnen und Kollegen hieße es aber weiterhin, „zu gehen, wenn es ein Angebot gibt“.
Das ist laut Büschges auch schon geschehen. Vor allem für Führungs- und Fachkräfte gebe es eine große Nachfrage. Beim Betriebsrat landeten regelmäßig Anfragen von anderen Unternehmen aus der Lebensmittelproduktion – zum Beispiel von Haribo oder Kerry-Gold. Diejenigen, die ein externes Angebot bekommen, würden es auch meist annehmen. Vom internen Wechselangebot in Richtung Thüringen habe bislang kaum ein Mitarbeiter Gebrauch gemacht. Vielleicht eine Handvoll, so Büschges.
Zur Zukunft des Kempener Geländes gibt es nichts Konkretes
Die Lücken in der Kempener Personaldecke stopft de Beukelaer nach Angaben des Betriebsrates mit Aushilfskräften. So würden zum Beispiel Studenten zusätzlich geschult, um so viele Aufgaben wie möglich übernehmen zu können. Das sei aber bei vergleichbaren Veränderungen in anderen Unternehmen ähnlich gelaufen. Es gehe für eine Übergangszeit eben um eine gewisse Zweigleisigkeit, so der Betriebsratschef.
Ob es am Standort Arnold- straße oder in anderen Kempener Unternehmen Arbeitsplätze für bald arbeitslose de-Beukelaer-Mitarbeiter geben könnte, steht in den Sternen. Mit Blick auf das Gelände, das im Besitz von Griesson ist, hört man von Verhandlungen mit potenziellen Interessenten. Bürgermeister Volker Rübo sprach vor einigen Monaten gar davon, dass es ein Unternehmen aus der Region mit konkretem Interesse gebe. Zumindest öffentlich ist aber noch nichts konkret. „Ich stehe in regelmäßigem Austausch mit den Vertretern von Griesson-de Beukelaer“, sagt Kempens Wirtschaftsförderer Stefan von Laguna. Die Stadt Kempen werde den Prozess bei diesem wichtigen Areal weiter eng begleiten.
Ist Amazon eine Option
für de-Beukelaer-Mitarbeiter?
Ebenso offen ist weiterhin die Frage nach einem Standort für den möglichen Verbleib eines Fabrik-Verkaufs. An der Idee, damit in Kempen vertreten zu bleiben, hält das Unternehmen nach eigenen Angaben fest. Konkrete Fortschritte in diesem Thema gebe es aber derzeit nicht zu vermelden.
Als Option für die bald Ex-Griesson-Arbeitskräfte wird in Kempen auch immer wieder die Ansiedlung des Online-Riesen Amazon genannt. Der Konzern will in Kürze am Industriering/Ecke B 509 ein Verteilzentrum mit mehreren hundert Mitarbeitern an den Start bringen. „Darüber wird in der Politik, aber auch unter den Kolleginnen und Kollegen als Option gesprochen“, sagt Detlev Büschges. Das könne aber letztlich erst ein konkretes Thema werden, wenn die Mitarbeiter beim Kekshersteller nicht mehr gebraucht werden. „Im Moment wird die Geschäftsführung alles daran setzen, dass alle so lange wie möglich bleiben“, so Büschges. Zudem ist aus seiner Sicht noch unklar, wann Amazon eröffnet und welche Arbeitskräfte überhaupt benötigt werden.