Werk am Niederrhein De Beukelaer in Kempen: So läuft der Kampf um den Prinzenrolle-Standort
Kempen · Die Hoffnungen in Kempen schwinden: Griesson-de Beukelaer hält am Aus für den Standort fest. Doch der Betriebsrat will noch nicht locker lassen.
„Die Prinzenrolle gehört zu Kempen.“ Unter anderem mit dieser Aussage kämpfen Betriebsrat, Gewerkschaft und Lokalpolitik seit Mitte November dafür, dass das Unternehmen Griesson-de Beukelaer seinen Standort in Kempen doch noch behält. Damals schockte die Geschäftsführung die Belegschaft und damit auch weite Teile Kempens mit der Nachricht, das Werk an der Arnoldstraße 2020 zu schließen und an den Griesson-Standort nach Kahla in Thüringen zu verlegen. Seitdem geht es um die Rettung des Kempener Werks mit seinen 270 Arbeitsplätzen.
Rund fünf Monate später schwindet allerdings die ohnehin geringe Hoffnung, dass der Kekshersteller doch in Kempen bleibt, immer mehr. „Das Unternehmen hält an den Plänen fest, den Standort in Kempen aufzugeben“, sagt Betriebsratsvorsitzender Detlev Büschges auf Anfrage der WZ. Er fügt aber auch ein deutliches „zurzeit“ hinzu und betont: „Der Erhalt des Werks ist weiterhin Bestandteil der Gespräche mit dem Unternehmen.“
Diese Verhandlungen sind nach Angaben des Betriebsrates vor einigen Tagen wieder intensiviert worden. „Auf beiden Seiten besteht weiterhin ein Interesse daran zu verhandeln“, so Detlev Büschges. Der Betriebsrat habe dieses Interesse im Sinne der Mitarbeiter immer gehabt. Wichtige Bestandteile der laufenden Gespräche seien ein Interessensausgleich und ein Sozialplan für die Mitarbeiter. Eine zu klärende Frage sei weiterhin: Wie sind die Bedingungen für die Mitarbeiter, die sich einen Wechsel in ein anderes Griesson-Werk nach Polch (Rheinland-Pfalz), Sachsen oder eben Thüringen vorstellen können? Und: Welche Bedingungen gelten für Arbeitnehmer, die sich das Modell einer Altersteilzeit vorstellen können?
Letztere Frage ist für große Teile der Kempener Belegschaft durchaus interessant, weil die Altersstruktur des Werks recht hoch ist. Nach Informationen der WZ sind 150 der 270 Mitarbeiter älter als 50 Jahre alt. Einen Wechsel in ein anderes de Beukelaer-Werk können sich indes nur wenige vorstellen. Nach Recherchen der WZ-Redaktion ist diese Zahl nicht einmal zweistellig.
„Ich hoffe weiterhin auf konstruktive Gespräche mit der Geschäftsführung des Unternehmens“, so Büschges. Viel mehr könne er zum aktuellen Stand der Dinge nicht sagen. „Alles ist eben Verhandlungssache“, ergänzt der Chef des Betriebsrates, der sich weiterhin von externen Anwälten beraten lässt.
Sollte sich Büschges’ Hoffnung auf konstruktive Gespräche und damit letztlich auch eine Einigung mit dem Unternehmen nicht erfüllen, bliebe für beide Parteien der Weg zu einer Einigungsstelle. Diese sieht nach deutschem Arbeitsrecht vor, dass sie zu gleichen Teilen von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite besetzt wird. Das Zünglein an der Waage ist dann ein unabhängiger Vorsitzender des Gremiums – in der Regel ein Arbeitsrichter.
Unternehmen verweist auf laufende Verhandlungen
Die Geschäftsführung von Griesson-de Beukelaer hält sich weiterhin mit Äußerungen zum Thema zurück. Derzeit gebe es keinen neuen Stand, teilte das Unternehmen am Montag auf WZ-Anfrage mit. Man befinde sich weiterhin in Gesprächen mit dem Betriebsrat.
Als Grund für die komplette Verlagerung nach Thüringen nannte die Unternehmensführung im November 2018 „notwendige Investitionen in neue, flexible und effizientere Produktionslinien sowie in weitere Logistikkapazitäten“. In Kempen sei eine Modernisierung im großen Umfang, wie es nötig sei, aufgrund der baulichen und technischen Einschränkungen nicht „wirtschaftlich realisierbar, zumal der Platz für zusätzliche benötigte Palettenstellplätze fehlt“. Aus diesem Grund habe sich das Unternehmen zu dieser „weitreichenden Maßnahme“ entschieden.
Die in Kempen wegfallenden Produktionskapazitäten sollen in Kahla, dem Soft-Cake-Produktions-Standort, neu geschaffen werden. In Kahla wird weiterhin am Ausbau der Produktionsstätte gearbeitet, ebenso an einem neuen Hochregal-Lager. Nach einem Bericht der „Thüringer Allgemeinen Zeitung“ investiert Griesson-de Beukelaer 100 Millionen Euro in den Standort in Kahla, den man kurz nach der Wende Anfang der 90er Jahre aufgebaut hatte.
De Beukelaer will die Verlagerung bis Ende 2020 abschließen
Für die Erweiterung des Standortes sollen keine Fördermittel geflossen sein. Der Vermutung, die in der Kempener Belegschaft und Politik gehegt wurde, erteilte das Wirtschaftsministerium in Thüringen eine Absage: Der Süßwarenhersteller habe keine Fördermittel beantragt, wie die Thüringer Allgemeine berichtete.
De Beukelaer rechnet damit, dass ab Herbst 2019 sukzessiv die Produktion nach Kahla verlagert werden kann. Bis Ende 2020 soll die Verlegung aus dem Werk Kempen vollständig abgeschlossen sein. Offen ist weiterhin die Frage, ob der Kempener Fabrikverkauf erhalten bleibt. Dazu hat das Unternehmen mit Sitz in Polch bislang keine Angaben gemacht.