Lokale Wirtschaft Klarheit bei De Beukelaer: Ende 2020 ist in Kempen Schluss
Kempen · Unternehmen und Betriebsrat haben sich auf Sozialpläne und Modalitäten zur Abfindung von 270 Mitarbeitern geeinigt. Im Februar sollen die ersten Arbeitsplätze wegfallen.
Die Geschäftsführung von Griesson-de Beukelaer (GdB) und die Arbeitnehmervertretung haben über die Abwicklung des Kempener Werks Einigung erzielt. „Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertretung haben sich nach intensiven Gesprächen über alle wesentlichen Punkte der schrittweisen Verlagerung der Produktion von Kempen in das thüringische Kahla verständigt.“ Das teilte das Unternehmen am Dienstagmittag mit. Für die 270 Beschäftigten in Kempen herrsche nun Klarheit. Die Ergebnisse seien der Belegschaft am Dienstag in einer Betriebsversammlung mitgeteilt worden.
Ein Element der Vereinbarung ist nach Angaben des Keksherstellers ein Freiwilligenprogramm, in dem eine Weiterbeschäftigung an den anderen GdB-Standorten in Polch (Rheinland-Pfalz) oder Kahla (Thüringen) möglich sei. Dieses Angebot mit Wechselprämie, Ausgleichszahlungen für tatsächliche Aufwendungen (u.a. Umzugskosten) und einem 24-monatigen Sonderkündigungsschutz bleibe bis Ende September 2019 bestehen.
Sondervereinbarungen für
ältere Mitarbeiter getroffen
Für Beschäftigte, die nicht an einen anderen Standort des Süßwarenproduzenten wechseln wollen, gebe es eine Abfindungsvereinbarung. Für „ältere und rentennahe Jahrgänge“ seien separate Vereinbarungen getroffen worden, so das Unternehmen. Dabei geht es um sogenannte Altersabfindungen und Altersteilzeitverträge. Die Diskussion um die Zukunft der älteren Arbeitnehmer war in den vergangenen Monaten ein Kern der Verhandlungen. 150 von 270 Kempener Mitarbeitern sind älter als 50 Jahre alt (die WZ berichtete).
Ein weiterer Baustein des nun ausgehandelten Programms ist nach Angaben von de Beukelaer eine Transfergesellschaft, in die Beschäftigte für maximal zwölf Monate wechseln können. In so einer Gesellschaft werden Qualifizierungsmaßnahmen und Umschulungen organisiert. Zudem werden Arbeitnehmer bei Jobsuche und Bewerbungsprozess unterstützt.
Sollten sich Mitarbeiter gegen alle Elemente des beschriebenen Freiwilligenprogramms entscheiden, besteht nach Angaben des Konzerns die Möglichkeit eines Sozialplans. Auf diesen hätten sich Unternehmen und Betriebsrat ebenso geeinigt. Auf die Eckpunkte dieses Sozialplans ging das Unternehmen in seiner Pressemitteilung aber nicht ein.
Gesellschafter erlebte Versammlung mit vielen Fragen
„Durch ein, mit der Arbeitnehmervertretung vereinbartes, angemessenes Freiwilligenprogramm mit Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten und einen fairen Sozialplan werden die Folgen des notwendigen Verlagerungsprozesses abgemildert“, wird GdB-Gesellschafter Andreas Land in der Mitteilung zitiert. „Damit wird eine Phase der Unsicherheit beendet und Klarheit für alle unsere Mitarbeiter geschaffen.“
Gesellschafter Land war am Dienstag selbst in Kempen bei der Betriebsversammlung. Die Atmosphäre dort sei von vielen Fragen geprägt gewesen, wie es Land im Gespräch mit der WZ ausdrückte. „Wir haben die Mitarbeiter nun mit einer Fülle von Informationen versorgt. Dann ist klar, dass es zunächst viele Fragen gibt“, so der Gesellschafter. Sowohl Arbeitgeber- als auch Arbeitnehmerseite wollen diese Fragen nun im Detail klären. Heißt: In den nächsten Wochen und Monaten würden die Mitarbeiter in Einzelfallgesprächen beraten.
Andreas Land betonte, dass die Entscheidung zur Aufgabe des Kempener Werks niemandem leicht gefallen sei. Dementsprechend ernst seien auch die Phasen der Verhandlungen gewesen. „Ich bin froh, dass wir jetzt eine von beiden Seiten getragene Lösung erarbeitet haben. Nun kommt es darauf an, die Vereinbarungen in der Praxis mit Leben zu füllen“, so Land.
Die Unternehmensführung hatte im November 2018 angekündigt, den Kempener Produktionsstandort nach Thüringen zu verlagern. Dort entsteht derzeit eine moderne Produktionsstätte. Nach Medienberichten investiert GdB in Kahla rund 100 Millionen Euro. „Notwendige Investitionen in neue, flexible und effizientere Produktionslinien sowie in weitere Logistikkapazitäten können aufgrund der baulichen Gegebenheiten am Standort Kempen nicht nachhaltig wirtschaftlich realisiert werden“, so Griesson-de Beukelaer. In Kempen ist das Unternehmen bereits seit 1955. Derzeit wird an der Arnoldstraße unter anderem die Prinzenrolle produziert. Außerdem gibt es dort einen Fabrikverkauf. Die ersten Arbeitsplätze in Kempen sollen nach Angaben der Unternehmensleitung im Februar 2020 entfallen. Der komplette Wechsel nach Kahla soll bis Ende 2020 vonstatten gegangen sein.
Zukunft des Geländes ist offen, Fabrikverkauf soll bleiben
Was nach 2020 mit dem De-Beukelaer-Gelände an der Arnoldstraße passiert, ist nach Angaben der Unternehmensführung offen. „Priorität hatte zunächst, möglichst gute Lösungen für alle Mitarbeiter zu finden“, sagte Andreas Land. In den kommenden Wochen und Monaten werde man sich nun Gedanken zum Areal an der Arnoldstraße machen. Dazu will das Polcher Unternehmen, dem Gebäude und Grundstück gehören, auch Gespräche mit der Stadt Kempen führen.
Bestandteil dieser Gespräche dürfte dann auch die Zukunft des Fabrikverkaufs haben. „Unser Bestreben ist es, den Verkauf in Kempen weiterzuführen. Und so auch einige Arbeitsplätze zu erhalten“, so Gesellschafter Land im Gespräch mit der WZ. In Gesprächen mit der Stadt werde es um eine entsprechende Genehmigung gehen. Schließlich gehe es um einen Fabrikverkauf ohne Produktionsstätte. Land sieht aber die Tendenz, dass eine Verkaufsstelle von Griesson-de Beukelaer in Kempen bleibt.
Das finanzielle Engagement für den Kempener Altstadtlauf ist vom Wechsel nach Thüringen nicht berührt, so der Gesellschafter. Für die nächsten zwei Jahren sei vereinbart, das Engagement als Hauptsponsor des Laufs fortzusetzen. Dann werde diese Marketing-Ausgabe – wie in jedem anderen Unternehmen auch – überprüft. Dabei spiele die Aufgabe des Standortes in Kempen keine Rolle.
Eine Stellungnahme der Arbeitnehmerseite zur aktuellen Entwicklung für den Standort in Kempen gab es am Dienstag nicht. Bis zum Redaktionsschluss war kein Vertreter des Betriebsrates zu erreichen.