Den Berfes kennen gelernt

Der zweite Vorsitzende führt Drittklässler durch das älteste St. Huberter Gebäude. Dort gibt es viel zu entdecken.

St. Hubert. „Was würdet ihr alles mit in den Berfes nehmen, wenn Gefahr droht?“, fragt Werner Bovenschen die 24 Kinder der Klasse 3a der St. Huberter Grundschule.

Sie stehen an der Orbroicher Straße vor St. Huberts ältestem Gebäude und gucken staunend an dem Turm hinauf. Rund zehn Finger schnellen in die Luft. „Steine, Schwerter und Schutzschilde“, rufen die Kinder durcheinander.

„Ja, mit Steinen kann man die Angreifer bewerfen“, stimmt Bovenschen, zweiter Vorsitzender des Heimatvereins, zu. „Aber Schwerter und Schutzschilde hatten die Bauern im Mittelalter nicht.“ Der Bergfried diente als so genannte „Bauernburg“ den Bewohnern des angrenzenden Hofes als Zufluchtsort.

Im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit zogen plündernde Söldnerheere durch das Land. „Interpol gab es damals noch nicht“, bemerkt Bovenschen. „Die Diebe kamen über die nahe Grenze zum Herzogtum Geldern und verschwanden wieder. Zu dieser Zeit wurden die Schützenkompanien gegründet, um sich zu verteidigen.“

„Ich würde Essen mit in den Berfes nehmen. Denn wer weiß, wie lange die Belagerung dauert“, sagt der neunjährige Ahmed. Bovenschen nickt. „Ganz genau. Und was ist mit der Sonntagskleidung? Die war sehr teuer und musste geschützt werden. Darüber hinaus sicherte man hier auch das Saatgut“, ergänzt der Heimatexperte.

Seit 2004 führt der Heimatverein die dritten Klassen der Grundschule durch den Berfes und das Weberhaus an der Königsstraße. Für die jungen St. Huberter ist das ein Standardprogramm im Rahmen der Heimatkunde.

„Das machen wir immer im Sachkundeunterricht“, erklärt Lehrerin Birgit Becker. Zusammen mit ihrer Kollegin Britta Flieth ist sie mit den Schülern zum Berfes gewandert.

Bovenschen holt einen großen, alten Schlüssel aus der Tasche. Die Kinder staunen. Als er die dicke Eichentüre aufgeschlossen hat, stürmen sie in das Denkmal hinein und die steile Treppe hinauf. Oben angekommen erklärt Bovenschen die Dachkonstruktion: „Früher war es mit Stroh gedeckt. Heute sehen wir hier Hohlziegel, die mit Strohdocken ausgefüttert sind.“

„Gibt es hier Geheimgänge?“, will der neunjährige Till wissen. „Das ist eine gute Frage“, antwortet Bovenschen. „Mein Onkel hat früher auf dem Hof gewohnt und ich habe als Kind oft hier gespielt. Man hat uns erzählt, es gäbe einen unterirdischen Gang zur Gastendonk, aber das ist leider nur Legende.“ Die Kinder sind enttäuscht. Doch wie Bovenschen früher suchen sie trotzdem den Geheimgang im Keller des Turms.