Der Inbegriff des Meisterdetektivs

Sherlock Holmes ist eine Ikone. Bei Fischer gibt es ihn in neuer Übersetzung.

Als ich in der Stadtbücherei vor dem Regal mit den Neuerscheinungen stand, musste ich schmunzeln. Da stand Sherlock Holmes. Hat die Geschichte nicht schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel? Eine schnelle Wikipedia-Recherche bestätigt es: „Die erste Geschichte, der Roman A Study in Scarlet (dt. Eine Studie in Scharlachrot), wurde 1887 in Beeton’s Christmas Annual veröffentlicht.“ Der erste Roman fand zunächst wenig Beachtung. 1890 erschien The Sign of Four — ebenfalls ohne große Resonanz. Erst „Ein Skandal in Böhmen“ erreichte 1891 ein breites Publikum.

Mittlerweile ist die Hauptfigur weltberühmt und der Inbegriff eines Privatdetektivs. Die Geschichten um den Londoner und seinen Freund Dr. Watson haben in den vergangenen Jahren durch zahlreiche Neuverfilmungen für Fernsehen und Kino wieder neue Beliebtheit erfahren. Das verlockte auch mich — obwohl eigentlich kein Krimi-Fan — einmal in das Buch hineinzuschauen. Ist die Figur in den Büchern tatsächlich schon so skurril wie in den heutigen Verfilmungen?

Das frische Aussehen des Covers der neuen Übersetzung von „Eine Studie in Scharlachrot“ von Henning Ahrens, die im Fischer Taschenbuch Verlag erschienen ist (10 Euro), nahm mir dann auch die Bedenken, dass so ein alter Schinken doch wahrscheinlich kein Vergnügen für einen Leser von heute sein kann.

Und der Text stand dem Cover in nichts nach. Die Sprache wirkt klar und frisch — wunderbar zu lesen. Die Besonderheiten der damaligen Zeit bleiben aber durchaus erhalten. Und das ist der Grund, warum man auch nach dem Genuss der BBC-Serie mit Benedict Cumberbatch oder des Kino-Films mit Robert Downey jr. noch einmal zu den Büchern greifen kann — weil sie die Zeit ihres Entstehens im 19. Jahrhundert noch einmal unverblümter vermitteln und die modernen Ermittlungsmethoden im Kontrast dazu noch verblüffender werden lassen.

Zugeben, ein Geheimtipp sieht nun wirklich anders aus. Aber vielleicht ist mein Tipp doch für den einen oder anderen ein Anlass zur (Wieder-)Entdeckung.