Kempen Der Mann für die Legenden

Bei Eppi Funken an der Neustraße stehen Telecaster und Les Paul in Reih’ und Glied.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Den Mann kennen ganz viele. Bei weitem nicht nur Kempener kommen zu Eppi Funken in den Laden an der Neustraße 5-6. Dort residiert der 54-Jährige als einer der letzten seiner Art: Musikgeschäfte sind rar geworden. Zumindest die, in denen man Gitarre und Co. kaufen kann und natürlich das entsprechende Zubehör.

Bei Funken geht das. Dort stehen sie, die Klassiker wie die legendäre Fender Telecaster oder eine Gibson Les Paul. Und auch die Boxen, in die man die Teile einstöpselt, sehen immer noch so aus wie vor 30 Jahren. „Immer noch gefragt“, sagt der Ladeninhaber mit Blick auf seine Instrumente. Natürlich gibt’s bei ihm auch ein Schlagzeug, aber da ist die Auswahl naturgemäß im Showroom nicht so hoch.

Eppi Funken beschreibt den aktuellen Trend

Seit 1992 ist Eppi Funken in Kempen, immer an diesem Ort. Was hat sich in dieser Zeit verändert? „Anfangs waren es die lauten Sachen, auf die die Leute abfuhren, wie Guns N’ Roses“, sagt der Experte. Heute schlage das Pendel in die andere Richtung aus: Ganz leise Töne sind zu hören. „Aber das war immer schon so. Denk nur mal an Eric Clapton und was der so unplugged gespielt hat.“ Singer/Songwriter seien derzeit in.

Zurück zum Geschäft. Seitdem sich eine größere Kette aus Krefeld zurückgezogen hat, ist Funken im weiten Umfeld alleine. Wie kann er sich denn inmitten von Internet und Co. behaupten? „Das geht“, sagt Funken. Natürlich seien die Preise transparent, „aber im Normalfall kann ich da mithalten.“ Das führe zu der für ihn erfreulichen Situation, dass deswegen viele zu ihm kämen. „Den meisten ist das Suchen im Internet zu langwierig. Und wenn wir das hier zu den gleichen Preisen machen können, bleiben die Kunden bei mir“, freut sich der Geschäftsmann. Da erspare die Beratung viel Zeit und Geld. Natürlich komme es vor, dass gerade junge Leute seine Angaben, etwa zum Preis eines Instruments, direkt mit dem Smartphone checkten.

Was Eppi Funken sehr zu Pass kommt, ist die Tatsache, dass viele Menschen wieder Wert auf Qualität legten. „Die ’Geiz ist geil’-Nummer ist durch“, glaubt er.

Und nennt eine Aussage eines Gitarrenbauers: „Es gibt zwei Gitarren. Gute und schlechte.“ Seine besondere Warnung gilt billigen Replikaten. „Vorsicht, kann ich da nur sagen.“ Da gebe es regelrechten Müll. Im Moment gehen deutsche und Wester-Gitarren gut, sagt er. „Wenn du so einen Trend hast, musst du reagieren.“

Alleine leben kann Funken von dem Geschäft allerdings nicht. Ein weiteres, großes Standbein ist der Unterricht, den er gibt. Und da sind durchaus Prominente durch seine Schule gegangen. Etwa einer der derzeit besten Gitarristen Deutschlands, Dennis Hormes. „Der war als Schüler durchaus nicht so gut. Er hat nie das getan, was ich von ihm verlangt habe“, lacht Funken. Und kann neidlos anerkennen, dass der Mann sich am brutal umkämpften (Welt-)Markt durchgesetzt hat.

„Es ist Handwerk, nach wie vor. Man muss am Ball bleiben.“ Damit meint Funken die Tatsache, die seit Jahrhunderten — wenn nicht länger — für Klasse-Musiker gilt: üben, üben üben. „Und die Grundlage ist die klassische Musik“, so Funken. Er stellt zudem fest, dass die jungen Menschen am ehesten bei der Sache bleiben, die einen Lehrer haben. „Bei You Tube lernt man das nicht wirklich.“

Wenn man dem Mann mit den längeren — teil ergrauten — Haaren begegnet, ist klar, dass er nicht nur Schüler unterrichtet und Musik-Instrumente verkauft. Nein, Eppi Funken spielt selbst in einer Band. „Chickenhead“ ist eine Blues-Formation, die sich durchaus auch der modernen Variante dieser Musik verschrieben hat. Die Truppe ist in den letzten Jahren auch schon in Ungarn, Schottland und Mallorca aufgetreten, von zahlreichen Gigs hierzulande mal ganz abgesehen.

Und auch im Laden ahnt man den Musikgeschmack des Vollblutmusikers: „Stairway to heaven erlaubt“, heißt es da auf einem Aufkleber. Natürlich ist der Laden im Internet zu finden, auch Anfragen beantwortet Eppi via E-Mail. Was er nicht beantwortet, sind Anrufe übers Handy. So etwas hat er nicht.

Und was ist mit dem Geschäft, wenn er zum Beispiel mit seiner Band auf Tour ist oder anderweitige Beschäftigungen hat? „Dann ist eben zu. Ein Aushang informiert die Kunden. Die ausfallenden Musikstunden werden nachgeholt“, sagt Funken — und lacht.