Die Altersarmut nimmt in der Niersgemeinde zu

Der Fachausschuss diskutierte, wie Betroffene erreicht werden können.

Die Altersarmut nimmt in der Niersgemeinde zu
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Grefrath. „Der Mann war offensichtlich arm, er war ganz allein in seiner Wohnung, und das an seinem 80. Geburtstag.“ Die Eindrücke von ihrem Besuch bei einem Grefrather Senior ließen Dorothea Heller nicht los: Die SPD-Gemeinderätin berichtete darüber am Donnerstag im im Jugend-, Sozial- und Seniorenausschuss, der sich mit Altersarmut in Grefrath befasste. „Viele ältere Leute, die unter der Armutsgrenze leben, kämen nie auf die Idee, einen Antrag auf Hilfe, auf Grundsicherung zu stellen“, führte Heller aus. Das Thema Armut sei „schambesetzt“; man wolle mit dem auskommen, was man habe. Um dieses Problem angehen zu können, hatte die SPD beantragt, der Ausschuss möge sich mit dem Thema befassen.

133 Grefrather erhalten Grundsicherung, 60 Rentner beziehen Wohngeld. Man erwarte „ein deutliches Ansteigen der Empfängerzahlen“, sagte Sozialamtsleiter Volkmar Josten. Schon in den vergangenen vier Jahren sei die Zahl der Personen, die Grundsicherung erhalten, im Kreis Viersen um 30 Prozent auf 1591 gestiegen. Die Steigerung in Grefrath bewege sich „auf Kreis-Niveau“.

Allerdings muss man in der Niersgemeinde laut Josten davon ausgehen, dass die Dunkelziffer höher liegt. Denn erfahrungsgemäß verbergen viele ihre Bedürftigkeit: „Man muss sich ein Stück weit offenbaren: Ich brauche Hilfe.“ Gerade ältere Menschen hätten nicht gelernt, Hilfsbedürftigkeit zuzugeben und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dabei gelte der Grundsatz: „Es muss sich niemand schämen, aufs Amt zu kommen.“

Die entscheidende Frage war: Wenn Betroffene nicht von sich aus kommen, wie erfährt man, dass möglicherweise Altersarmut vorliegt? „Gut vernetzt zu sein und alle Hilfspotenziale ausschöpfen zu können, das schafft Teilhabe und eröffnet so wieder finanzielle Möglichkeiten“, stellte Josten als Prinzip heraus. Denn, wo das Geld nicht reiche, zögen sich Menschen zurück, verarmten auch in Sachen Kontakte.

Die Voraussetzungen, dem entgegenzuwirken, scheinen in Grefrath gegeben: „Wir sind gut vernetzt“, hielt Josten den Anfragen aus den Fraktionen entgegen, wie sich Netzwerke schaffen ließen. So sei die Pflegeberatung im Sozialamt vernetzt mit den Pflegediensten. Und so zumindest in dem Bereich ein Informationsfluss gegeben, so dass das Amt bei Bedarf Hilfe anbieten könne. Weil aber über die Pflegedienste nur ein Teil der Haushalte erreicht würde, werde er das Thema in die Grefrather Runde (siehe Kasten) einbringen. Zudem bat Josten: „Wer meint zu erkennen, dass sein Nachbar verarmt, soll sich an uns wenden.“

Als Fazit formulierte Ausschussvorsitzende Kirsten Peters (CDU): „Das ist ein Appell an die Grefrather. Jeder muss von sich aus hinhören, auf seine Nachbarn achten und sich ans Sozialamt wenden.“