Meinung Die Aufgaben werden größer
Ein bewegtes Jahr geht zu Ende. Ausgelöst durch die vielen Krisenherde in der Welt machten und machen sich Millionen Flüchtlinge auf den Weg nach Europa. Nach Deutschland. Und damit auch nach Kempen, Grefrath, Willich und Tönisvorst.
Die Verantwortlichen in den Rathäusern standen plötzlich vor Aufgaben, die sie nicht kannten.
Binnen weniger Stunden mussten beispielsweise die Dreifachturnhalle am Kempener Berufskolleg und die St. Töniser Jahn-Sporthalle als Flüchtlingsunterkünfte hergerichtet werden. Weitere schnelle Lösungen mussten her, um den notleidenden Menschen zu helfen. Daher ist es verständlich, dass andere Projekte hinten angestanden haben — wie zum Beispiel die Pläne eines Erholungsgebietes am Kempener Königshütte-See.
Dass die Städte und Gemeinden die Flüchtlingssituation weitestgehend im Griff haben, ist dem großartigen Einsatz der Verwaltungsmitarbeiter zu verdanken. Vor allem gilt es aber, das Engagement der vielen Ehrenamtler zu würdigen. Sach- und Geldspenden wurden und werden getätigt. Freiwillige packten und packen in den Einrichtungen mit an. Der zugegeben überstrapazierte Satz von Kanzlerin Angela Merkel („Wir schaffen das“) wurde und wird in Kempen, Grefrath, Willich und Tönisvorst gelebt.
Bei allem Lob für das Engagement der Bürger darf aber auch nicht unter den Teppich gekehrt werden, dass es ein Unbehagen in der Bevölkerung gibt. Aus einer gewissen Angst vor dem Fremden entstehen an der einen oder anderen Stelle Aggression und Hetze. Eine Plattform dafür bieten neben den Stammtischen auch soziale Netzwerke wie Facebook. Deshalb müssen wir alle wachsam sein: Rechte Parolen und diejenigen, die sie verbreiten, dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben.
Das Risiko, dass solche Propaganda auf fruchtbaren Boden fällt, wird 2016 eher größer als kleiner. Die kurzfristige Aufnahme der Flüchtlinge hat bis dato funktioniert. Die dauerhafte Integration der Menschen ist aber die weitaus schwierigere Aufgabe. Arbeitsplätze müssen geschaffen, Wohnungen gebaut werden. Was alles auf die Städte und Gemeinden zukommt, können weder Bürgermeister noch Zeitungsredakteure vorhersagen.
Fest steht aber eins: Nur wenn wir alle das gleiche Engagement wie in diesem Jahr an den Tag legen, können wir kommende Herausforderungen meistern. Tun wir’s einfach.