Kempen „Engel gehören zum Hofstaat Gottes“
Schwester Johanna und Pfarrerin Münzenberg folgten der Einladung der WZ zu einem Gespräch über die Boten des Herrn.
Kempen/Grefrath. „Engel weinen, Engel leiden“, singt Ben. Engel hängen am Weihnachtsbaum, sitzen in Filmen oder auf Zeichnungen auf einer Schulter und flüstern dem Menschen nette Sachen ein — im Gegensatz zum Teufelchen auf der anderen. Sie sind als Gelbe Engel Retter von Autofahrern oder schweben durchsichtig hinter dem Menschen als Schutzengel. Diese Vielfalt der himmlischen Wesen kann verwirren. Was liegt da näher, als zum Ursprung zurückzukehren? Dazu hat sich die WZ die Hilfe von zwei „Fachfrauen“ geholt: Pfarrerin Barbara Münzenberg aus Grefrath und Schwester Johanna von den Benediktinerinnen in Mariendonk.
„Engel sind keine göttlichen Wesen. Sie sind Boten Gottes“, sagt Münzenberg. „Engel sind da, um von Gott zu sprechen“. „Ja“, stimmt ihr Schwester Johanna zu. Münzenberg nennt ein Beispiel: „Die Verkündigung der Geburt Gottes mit der Aussage ,Fürchte Dich nicht’. Das ist eine gute und zentrale Botschaft von Weihnachten — nicht nur für die Hirten, sondern auch für mich und die Menschen.“
„Die Konfessionen machen da keinen Unterschied“, sagt Schwester Johanna. In der Bibel würden Engel auch gefürchtet. Denn sie würden auch Strafen Gottes ausführen. Daher gebe es wohl auch den Begriff des Rache-Engels. Münzenberg erinnert an eine Predigt Luthers zum Thema. Es soll gesagt haben: „Wo 20 Teufel sind, sind auch 100 Engel.“
Es stellt sich die Frage, wie viele Engel es gibt und ob sie auch Namen haben. „Die bekanntesten Engel mit Namen sind die Erzengel Gabriel, Michael und Raphael“, sind sich die beiden Frauen einig. Ansonsten wären sie namenlos, träten beispielsweise als Männer auf, die eine Botschaft verkündeten. So wie bei Abraham und Sara, als dem sehr betagten Paar Nachwuchs angekündigt wurde.
Das Bild vom Schutzengel in der westlichen Welt findet Münzenberg problematisch. Sie glaubt, dass sich der „christliche Bezug verselbstständigt hat“. Ein Schutzengel habe Lot aus Sodom herausgeführt, führt Schwester Johanna dagegen an. Bestätigt aber, dass die Vorstellung, es gebe einen persönlichen Schutzengel für jeden Menschen, dazu führe, eine „Parallelwelt“ aufzubauen.
Sicher hätten Engel auch eine behütende Funktion, sagt Münzenberg. Das werde besonders deutlich in dem Psalmvers „Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Stein nicht an einen Stein stoßest“. Hier wird deutlich, dass ein Engel immer im Auftrag Gottes „arbeitet“ und kein Eigenleben als Schutzengel führt. In Mariendonk wird dieser Psalm täglich beim Nachtgebet gesprochen. Schwester Johanna: „Ich fühle mich gerne behütet.“
Münzenberg weist im Gespräch daraufhin, dass Luther die Engelverehrung abgeschafft hat, wie auch die von Heiligen. Münzenberg: „Zwischen Gott und Mensch braucht es keine Vermittler.“
Das sieht die Benediktinerin anders: „Da hinterfrage ich Luther, ob Gott uns nicht doch Engel geschickt hat, ob sie nicht doch Boten von unserem Herrn Jesus Christ sind. Ich freue mich darauf, wenn ich es einmal erkennen werde.“ Sie ist sich sicher, dass sie nach ihrem irdischen Leben Antworten auf solche Fragen bekommen wird. Pfarrerin Münzenberg hofft, „dass ich meine Fragen beantwortet bekomme. Ich glaube, das alles ganz anders ist, als wir uns das heute vorstellen.“ Das sieht Schwester Johanna ähnlich. „Da ist etwas viel Größeres, als wir uns vorstellen können und vielleicht auch sollen.“ Barbara Münzenberg findet es beruhigend, „wenn man nicht alles verstehen und erklären muss.“ Zum Abschluss kommt Schwester Johanna noch einmal auf die Engel zurück: „Und sie gehören natürlich zum Hofstaat Gottes, so wie man es sich vorstellt.“