Kempen Ein Schmuckstück feiert 20. Wiedergeburtstag

Kempen. · Im Februar 2000 erklang die Königs-Orgel in der Kempener Paterskirche erstmalig nach der Restaurierung.

1752 hat Christian Ludwig König die eindrucksvolle Orgel gebaut.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Bei Ute Gremmel-Geuchens erstem Kontakt mit der König-Orgel in der Kempener Paterskirche 1982 war diese völlig leer. „Es war nichts mehr drin, nur noch das Gehäuse war enthalten“, sagt sie. 1752 hatte der Kölner Orgelbauer Christian Ludwig König das Instrument gebaut, durch mehrere Umbauten war das Innenleben allerdings verlorengegangen. Dank Gremmel-Geuchens Engagement konnte die Orgel restauriert werden. Das erste Konzert nach den knapp zweijährigen Arbeiten fand vor 20 Jahren statt – am 12. Februar 2000.

Zum runden Geburtstag gab es ein Konzert. Als Organist konnte der Hamburger Wolfgang Zerer gewonnen werden, der bereits bei der Einweihung als einer der Ersten die Orgel spielte. „Das ist ein wunderbares Instrument“, schwärmte er bei seinen Proben. „Es reagiert sehr feinsinnig und hat eine vielseitige Traktur.“

Ute Gremmel-Geuchen ist Titular-Organistin der König-Orgel.

Foto: Emily Senf

Die Restaurierung überhaupt ermöglicht hat ein Besuch in der Eifel. Gremmel-Geuchen leitete 1996 eine Exkursion unter anderem nach Schleiden und Steinfeld, um König-Orgeln zu besichtigen. Als sie erwähnte, dass es auch in Kempen ein solches Instrument gebe, trat der mitgereiste Kempener Unternehmer Karl Nagels in Aktion. Er führte eine Druckerei, die heute weltweit agiert, und setzte sich für die Restaurierung der Orgel ein. Gremmel-Geuchen und er sammelten Spenden, als am Ende trotzdem noch ein recht dicker Batzen fehlte, sprang der Geschäftsmann ein. 850 000 Mark kostete die Restaurierung der barocken Orgel – und wer heute in der Paterskirche steht und ihrem Spiel lauscht, der weiß, dass sich die Mühe gelohnt hat.

Aus einer Beschreibung von 1839 waren die notwendigen Details bekannt, um die Orgel wieder so her zu richten, wie sie einst gebaut worden war. Als Vorbild dienten zudem noch erhaltene König-Orgeln in den Niederlanden. Jede der fast 1200 Zinnpfeifen wurde in Handarbeit gefertigt und eingesetzt, jede von ihnen in der Paterskirche angeblasen, um ihren Klang im Raum zu testen. 30 Mitarbeiter der niederländischen Firma Verschueren Orgelbouw aus Heythuysen bei Roermond waren an den Arbeiten beteiligt. Auf Wunsch des Unternehmers Nagels wurde das Eröffnungskonzert auf den 12. Februar und damit auf seinen 65. Geburtstag gelegt. Das Konzert zum 20. Geburtstag der Orgel wurde in seinem Andenken gespielt. Nagels ist vor einigen Jahren gestorben.

Ein Blick auf die fast 1200 Pfeifen im Inneren der Orgel.

Foto: Emily Senf

Gremmel-Geuchen, die heute Titular-Organistin der Kempener König-Orgel ist und die als Künstlerische Leiterin die Orgelkonzerte verantwortet, ist noch immer begeistert von dem Instrument in der Paterskirche. Als erste überhaupt spielte sie die Orgel vor 20 Jahren, bevor Zerer zusammen mit dem Freiburger Barockorchester das Wiedereinweihungskonzert gab. Sie spielte unter anderem Werke von Bach und Mendelssohn. „Ich wollte die Bandbreite der Orgel zeigen“, sagt sie. Als eine der wenigen Orgeln lässt das Kempener Instrument frühe Musik aus der Renaissance von ihren Klangfarben her überhaupt zu.

Der Verein „König-Orgel in der Paterskirche“ hat das Instrument für die Restaurierung durch einen Schenkungsvertrag von Propsteipfarre übernommen – und damit auch alle Folgekosten. 2012 wurden noch einmal 50 000 Euro für die Wiederherstellung der Farbfassung fällig, zuletzt mussten für rund 10 000 Euro die Kondukte zur Windabführung ausgetauscht werden, weil das Blei korrodiert war. Nun, so hofft die Titular-Organistin, übersteht das Instrument noch einige Jahrhunderte.