Ein Abschied zum Jubiläum
Zum 125. Mal zogen die Kinder am Samstag singend durch Grefrath. Für Erwin Feyen war es der letzte Zug als St. Martin.
Grefrath. 125 Jahre — so lange gibt es schon den Grefrather St. Martinszug. Genauer gesagt: den „geordneten St. Martinszug“. Schulleiter Johannes Horrix hatte zusammen mit Ortspfarrer Reenen und weiteren Lehrpersonen am 10. November 1889 dafür gesorgt, dass das „Dorf Grefrath“ einen Umzug bekam. Vor dem Jahr 1889 zogen, so steht es in der Chronik, Grefrather Kinder „ungeordnet durchs Dorf.“
Der Zug 2014 am Samstagabend war sicherlich einer schönsten der vergangenen Jahre. Farbenfrohe Fackeln hatten die rund 1000 Schulkinder dabei. Am Straßenrand erlebten rund 2000 bis 3000 Besucher den Jubiläumszug. Drei Musikkapellen, beziehungsweise Trommlercorps begleiteten die Kinder. Bereits ab 16.30 Uhr zog die Menschenkarawane zur Lobbericher Straße, wo sich der Zug aufstellte.
Derweil saßen St.Martin (Erwin Feyen, 75 Jahre) und die Herolde Peter Thoenes sowie Heinz-Josef Quinders noch gemütlich auf dem unter Denkmalschutz stehenden Dohmeshof und genossen die frischen Püfferkes, die Hausherr Ernst Dohmes ihnen servierte — „möt en Köppke Kaffee“. Auch für den St. Martin Feyen war es ein besonderer Tag. Zum letzten Mal saß der Landwirt in diesem Jahr im Sattel.
Die Gedanken gingen zurück auf die letzten Jahrzehnte, denn das „Dreigestirn“ ist schon lange für das Brauchtumsfest im Einsatz. Die Augen der Herolde glänzten, als sie ihre neuen, von Inge Krüßen genähten Gewänder anzogen. Im vergangenen Jahr war St.Martin neu eingekleidet worden. In den alten Farben der früheren Gemeinde Grefrath (Blau und Gelb) und natürlich auch mit dem alten Gemeindewappen des Heiligen Laurentius gaben die Herolde ein schönes Bild ab.
Gegen 17.15 Uhr kamen die Pferde auf die Brauereistraße. St.Martin bestieg seinen schneeweißen polnischen Schimmel, der auf den Namen „Floh“ hört. Er und seine Herolde sind erfahrene Reiter beim RV Graf Holk seit Jahrzehnten. Von zwei Polizeiwagen mit Blaulicht eskortiert ging es zur Lobbericher Straße. St. Martin winkte und die Kinder winkten zurück. Es herrschte eine richtige fröhliche Geburtstagsstimmung auf den Grefrather Straßen.
Um 17.32 Uhr begann der Jubiläumszug bei wunderbarem Wetter, vorbei an zahlreichen geschmückten Häusern und Vorgärten. „Loop Kenger, loop“, erschallte es, ebenso das altbekannte Lied „Im Schnee saß“. Vor Gaststätten und auch bei Privatpersonen waren Stehtische herausgestellt worden. Grefrath feierte den römischen Offizier und späteren Bischof von Tours.
Der Glühweinstand am Markt fehlte ebenso wenig, wie die Darstellung der Bettlerszene auf dem freien Baugelände zwischen Neu- und Nordstraße. Die Augen der Kinder glänzten im Schein des großen Martinsfeuers und der Fackeln. Wie seit Jahrzehnten üblich, war das Schulzentrum am Burgweg der Zielort. Dort gab es für knapp 1200 Kinder bestens gefüllte Tüten. Die Kinder strahlten und Helmut Thoenes, Vorsitzender des Grefrather Martinsvereins, konnte ein höchst zufriedenstellendes Resümee des Zuges ziehen.