Kempen Ein genussvolles und heiteres Hörerlebnis in der Paterskirche
Zu Gast war Bas de Vroome, der bei großen Anlässen des niederländischen Königshauses in Delft die Orgel spielt. Es kamen leider nur wenige Fans zu seinem Auftritt in Kempen.
Kempen. Bas de Vroome spielt bei den großen Anlässen des niederländischen Königshauses in der Nieuwe Kerk von Delft die Orgel. Am vergangenen Mittwoch gab er ein Gastspiel an der barocken Königorgel in der Paterskirche. Doch leider fanden nur wenige Interessierte den Weg dorthin, das gesamte Publikum hätte man im Chor der Kirche unterbringen können.
In ihrer Begrüßung konnte Ute Gremmel-Geuchen eine weitere kleine Premiere ankündigen, den ersten öffentlichen Konzertauftritt des Maschinenbauingenieurs Günter Nelißen mit seiner gerade fertiggestellten Drehorgel. Aber auch das Programm des Niederländers versprach schon ein breites Spektrum an Orgelmusik und auch eine Überschreitung sonst üblicher Grenzen. Einen Exkurs in Richtung historischer Musikautomaten hatte de Vroome vorgesehen — für ihn jedoch ein selbstverständliches musikalisches Heimspiel. Er setzt sich auch für den Erhalt und die Weitergabe des Glockenspiels ein.
Im klassischen Teil seines Konzerts bietet der Delfter natürlich einen niederländischen Komponisten, Jan Pieterszoon Sweelinck (1562-1621). Den Widerhall in dessen Echo Fantasia in C unterstreicht er schön mit einer entsprechenden Auswahl an Registern.
Ohne ein Werk von Bach „geht“ kein Orgelkonzert, schon gar nicht an der barocken Königorgel der Paterskirche. De Vroome spielt Toccata, Adagio und Fuge in C-Dur (BWV 564). Fast flirrende Flötenklänge leiten das Werk ein. Dem Adagio gibt der Organist einen meditativen Charakter und in Kontrast dazu setzt er seine Interpretation der Fuge. Man hört, dass es ihm Freude bereitet, mit den Klangfarben des Instruments zu spielen.
In das gesamte Angebot an flötenähnlichen Registern kann er bei den „Acht Flötenuhrstücken“ von Joseph Haydn greifen. Ein genussvolles heiteres Hörerlebnis, bei dem man immer wieder an eine der großen Straßenorgeln in den Niederlanden erinnert wird. Als moderne Nachfolgerin in einem handlicheren Format stellt Günter Nelißen seine Drehorgel mit vier Registern vor, indem er einige bekannte Stücke spielt, die auf Bändern der Drehleiern vorgegeben werden.
Dazu gehört auch der Schlager „Berliner Luft“. Nach einem modernen Intermezzo mit Werken von Hugo Distler (1908-1952) auf der Königorgel greift de Vroome den Berliner Gassenhauer auf und improvisiert darüber. Das Publikum möchte sich gar nicht erheben, so werden weitere Zugaben fällig und Nelißen beantwortet gerne Fragen zur Drehorgel.