Ein Theaterstück der Realschule: Giftmörderin auf der Bühne
Als fünffache Mörderin erlangte die Kempenerin Maria Velten schaurige Berühmtheit. Die Realschule widmet sich der Geschichte in einem Theaterstück.
Kempen. Vor 29 Jahren erlangte sie schaurige Berühmtheit: Maria Velten aus Kempen, damals 67 Jahre alt. Im Juli 1983 gab sie zu, zwischen 1963 und 1982 fünf Menschen vergiftet zu haben: Ihren pflegebedürftigen Vater, ihre bettlägerige Tante, zwei ihrer Ehemänner und einen Liebhaber. Drei der Opfer kosteten von ihrem leckeren Blaubeer-Pudding — ohne die tödliche Zutat zu kennen: Das Pflanzenschutzmittel E 605, das es damals in jeder Drogerie gab. Zwei weitere Opfer bekamen vergiftete Medizin.
Als „Blaubeermariechen“ wurde Velten damals bundesweit bekannt. Am 26. Januar 2009 widmete die ARD der Kempener Serienmörderin im Rahmen der Reihe „Wenn Frauen morden“ eine Dokumentation. Die Filmemacher Ute Bönnen und Gerald Endres waren unter anderem für die Dreharbeiten in der Kempener Altstadt unterwegs.
Auf den Film folgt jetzt Theater: Am Mittwoch geht um 19 Uhr in der Aula der Kempener Realschule, Pestalozzistraße, die Premiere des „Blaubeermariechens“ über die Bühne.
Eine aufwändige Inszenierung mit eindrucksvollem Bühnenbild, vom Kunstkurs der Schule erstellt. Mit zahlreichen Effekten, die der Technikkurs arrangiert: Wie die eingespielten Filmsequenzen, in denen die Getöteten aus dem Jenseits auf Maria Velten eindringen. Die Texte hat der Deutschtheater-Kurs verfasst und unter der künstlerischen Leitung der Schauspielerin Susanne Stangl und der beiden Deutschlehrer Lena Ising und Christoph Feldmann einstudiert.
Die Schüler erzählen im Stück, was Maria Velten zur Serienmörderin machte und beschreiben die Fälle: So zum Beispiel den Tod ihres letzten Ehemannes, der 86-jährige Bernhard Velten aus Wuppertal, im Jahre 1982. Den Witwer hatte sie etwa ein Jahr vorher geheiratet. Als aufzufallen droht, dass die notorisch klamme Ehefrau sein Konto geplündert hat, vergiftet sie ihren Mann.
Nach diesem Fall, den die Schwiegertochter von Maria Velten ans Licht bringt, deckt die Polizei auch die anderen Morde auf. Im Verhör bricht die sechsfache Mutter zusammen und gesteht fünf Morde. Auch den an ihrem zweiten Ehemann in Kempen, der sich wegen ständiger Finanzprobleme der Familie von Maria scheiden lassen will. Die Ehefrau war für die Geldsorgen verantwortlich — unter anderem wegen teurer Geschenke an ihre Kinder. „Im Bekanntenkreis galt sie als gute, warmherzige Mutter und Großmutter“, wird im ARD-Film berichtet.
Der zweite Ehemann bekommt das Gift in kleinen Dosen verabreicht, damit keiner Verdacht schöpft. Er wird sogar mehrfach im Kempener Krankenhaus behandelt — die Ärzte schöpfen jedoch keinen Verdacht. Die ausreichende Dosis bekommt das Opfer dann im schon erwähnten Blaubeer-Pudding.
Maria Velten wird 1983 zu dreimal lebenslänglich und zweimal 15 Jahren Haft verurteilt. Wegen einer Demenzkrankheit wird sie vorzeitig aus der Haft entlassen und in ein Pflegeheim eingewiesen. 2007 wohnte sie im Alter von 91 Jahren noch im Heim. Ob Velten heute noch lebt, ist unklar.