Kempen Eine Schul-Abstimmung mit Nachwehen
Das Vorgehen rund um die Festlegung des Rahmenplans sorgt für Diskussionen.
Kempen. Die Ratssitzung von Montagabend dürfte innerhalb der Fraktionen noch lange nachwirken — vor allem bei der CDU. Wie gestern berichtet, führte die Aufgabe eines Fraktionszwangs bei den Christdemokraten dazu, dass die Regenbogenschule im kommenden Schuljahr sieben Eingangsklassen bekommt, die Katholische Grundschule Wiesenstraße nur zwei. Heike Höltken, Jochen Houben und Jochen Herbst wichen von der ansonsten geltenden CDU-Meinung pro Wiesenstraße ab.
Wenige Minuten nach der Entscheidung bekam Jochen Herbst persönlich zu spüren, dass er sich damit nicht nur Freunde gemacht hat. „Das ist nicht gut. Das ist scheiße, Jochen. Ich habe ein anderes Verständnis von Politik“, raunzte Ratsherr Andreas von Brechan seinen Parteifreund an — nur wenige Meter von den Presseplätzen des Ratssaals entfernt. „Ich habe nach meiner freien Meinung abgestimmt“, erwiderte Herbst seinem parteiinternen Kontrahenten.
Aus Sicht der Fraktionsführung war das offenbar auch gut so. „Wir haben in vielen Fraktionssitzungen mit einer Entscheidung gerungen“, sagte Vorsitzender Wilfried Bogedain im Vorfeld der Abstimmung. „Es gibt Argumente, beiden Schulen eine zusätzliche Klasse zu genehmigen. Das geht aber nicht. Von daher werden wir vermutlich unterschiedlich abstimmen.“
Und so kam es dann schließlich zum denkbar knappen Ergebnis: 21 Ratsmitglieder stimmten für sieben Klassen an der Regenbogenschule, 19 dagegen. Die FDP enthielt sich bei dieser Abstimmung über die sogenannte 7:2-Lösung. „Wir haben uns zur Enthaltung entschlossen, um ein Schulchaos in Kempen zu verhindern“, begründete Fraktionschefin Irene Wistuba gestern dieses Vorgehen.
In einer anderen Abstimmung zuvor über die 6:3-Lösung hatten die Liberalen für die dritte Eingangsklasse an der Wiesenstraße gestimmt. „Somit hätten wir im zweiten Abstimmungsgang eigentlich gegen die weitere Verteilung stimmen müssen, so wie es die Mehrheit der CDU auch getan hat“, so Wistuba. „Hätten wir im zweiten Wahlgang aber gegen die Regenbogenschule votiert, hätte die Stadt zum Schulplan vom 8. Dezember zurückkehren müssen.“ Dies hätte bedeutet, an der Astrid-Lindgren-Schule im Kempener Norden eine dritte Eingangsklasse einzurichten. „Damit hätten wir den Elternwillen mit Füßen getreten“, sagte Wistuba.
Verstehen werden den Ablauf zur Aufstellung des Allgemeinen Rahmenplans für die Schulen wohl die wenigsten. Hatte doch die Verwaltung selbst Schwierigkeiten beim Zählen der Stimmen und der letztendlichen Feststellung des Ergebnisses. Das sorgte bei anwesenden Eltern für das eine oder andere Lächeln.