Kempen Urheberstreit um „Engel der Kulturen“
Künstler stören sich am Inhalt eines Textes auf geplanter Gedenktafel. Die Einweihung wurde gestern kurzfristig abgesagt.
Kempen. Die Skulptur „Engel der Kulturen“ soll eigentlich verschiedene Religionen und Völker miteinander verbinden. Eine Erinnerungstafel am „Engel der Kulturen“ auf der Kuhstraße, die Sonntag feierlich angebracht werden sollte, sorgt aber offenbar für Ärger. Sonntagmittag erhielt die Redaktion der WZ den Hinweis, dass die für 17 Uhr geplante Einweihung der Tafel kurzfristig abgesagt werden musste. „Es könnte sein, dass es urheberrechtliche Probleme mit dem Text auf der Tafel gibt“, sagte Alice Poeira vom Multi-Kulturellen Forum auf Anfrage der WZ.
Poeira habe am Samstag eine E-Mail von den Künstlern erhalten, die verantwortlich für die 2012 in Kempen durchgeführte Aktion „Engel der Kulturen“ sind. Die Künstler seien nicht einverstanden mit Teilen des Inhaltes auf der Tafel. Details nannte Poeira nicht. Wie bereits berichtet, sollte ein Text auf der Tafel die Historie des Projektes skizzieren und an die im vergangenen Jahr verstorbene Anita Schreieck erinnern. Sie hatte sich jahrzehntelang für Flüchtlinge in Kempen eingesetzt.
„Wir müssen zunächst genau klären, worin genau das Problem besteht“, so Poeira. Die Rechtslage sei ihr dann gestern zu unsicher gewesen. Daher folgte die kurzfristige Absage. „Durch das Anbringen der Tafel wollte ich keinen Streit über das Urheberecht riskieren“, sagt die Vorsitzende des Multi-Kulturellen Forums. Die Initiative hat das Projekt gemeinsam mit dem Hauptamt der Stadt Kempen geplant.
Poeira will nun auf Hauptamtsleiter Roland Müller zugehen. Beide wollen dann das Gespräch mit den Künstlern suchen. Dass die Einwände der Kreativen erst am Samstag per E-Mail in Kempen angekommen ist, könnte laut Poeira dem Umstand geschuldet sein, dass die Künstler den Text erst kurz vorher zur Ansicht erhalten haben. Auch dieses Thema will Poeira nun mit der Stadt Kempen klären.
Seit vier Jahren liegt eine Bodenintarsie an der Ecke Tief-/Kuh-/Klosterstraße. Am 23. Mai 2012 wurde der „Engel der Kulturen“ von dem Arbeitskreis „Multikulturelles Forum Kempen“, der Stadt und vielen Schulen umgesetzt.
Die Skulptur, die einen Durchmesser von 1,50 Meter hat, wurde einen ganzen Tag lang durch die Innenstadt geschoben. Im 30-Minuten-Takt diente der Ring als Schablone. In die Form wurde Sand gefüllt, so entstand zum Beispiel vor dem Islamischen Gemeindehaus das Bild des Engels. Neben Kempen wurde die Skulptur bis heute durch zahlreiche andere Städte geschoben.
Der „Engel der Kulturen“ verbindet das Kreuz für das Christentum, den Halbmond für den Islam und den Davidstern für das Judentum. Eher durch Zufall haben die beiden Künstler Gregor Merten und Carmen Dietrich festgestellt, dass die drei Symbole zusammen in einem Kreis den Umriss eines Engels ergeben. Die Künstler wollten damit die drei Hauptreligionen verbinden und auf Toleranz und Zusammenleben hinweisen.