Kreis Viersen Zahl der Einbrüche steigt rapide

Mit mehr als 900 Fällen gab es 2015 einen Höchstwert — trotz neuer Konzepte der Polizei.

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Kreis Viersen. Der Leiter der Kriminal-Direktion im Kreis Viersen, Siegfried Lantermann, gibt es unumwunden zu: „Trotz all unserer Bemühungen ist es nicht gelungen, die Entwicklung bei den Wohnungseinbrüchen umzukehren.“ Im Blick hat er dabei die Kriminalitätsstatistik 2015. Diese spricht insgesamt zwar von annähernd identisch gebliebenen Fallzahlen im Vergleich zum Vorjahr. Doch bei den Wohnungseinbrüchen gab es eine — erschreckende — Steigerung von 42,6 Prozent.

Konkret: Nach einem überdurchschnittlich guten Ergebnis im Jahr 2014 stieg die Zahl der Einbrüche und Einbruchsversuche auf einen neuen Höchstwert von 907 Fällen (plus 271). Auch im Landesvergleich gab es eine ähnliche Entwicklung — woran auch ein neues Konzept zur Bekämpfung des Wohnungseinbruchs bisher noch nichts ändern konnte. Immerhin konnte jedoch die Aufklärungsquote von 12,4 auf 15,1 Prozent gesteigert werden.

Ein weiterer Lichtblick: Die Zahl der gescheiterten Einbrüche ist von 292 auf 425 Fälle stark gestiegen. „Dies zeigt, dass die technische Vorbeugung greift und die Bürger ihre Häuser und Wohnungen immer besser sichern“, glaubt die Kripo mit Blick auf ihre Kampagne „Riegel vor“.

354 Einbrüche wurden tagsüber ausgeführt. Dafür verantwortlich seien meist „überörtlich agierende, internationale und professionell organisierte Tätergruppen“, so die Polizei in ihrem Jahresrückblick. Deshalb sei in die „Erfolgsquote“ dieser Profis auch höher. Ihr Ziel seien oft Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, deren Türen schlecht gesichert seien. Auch hier setzt die Kripo auf Aufklärung, um einen besseren Schutz zu erreichen.

In der Bewertung, ob die steigende Zahl von Flüchtlingen eine Auswirkung auf die Kriminalitätsentwicklung hat, hält sich Siegfried Lantermann zurück. „Statistische Daten aufgrund aktueller Entwicklungen, wie zum Beispiel die Datenerhebung im Zusammenhang mit der Flüchtlingsfrage, können nicht sofort erhoben und letztendlich nicht oder nur zeitversetzt erfasst und abgebildet werden“, sagt er. Die Statistik spricht lediglich davon, dass der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger zum sechsten Mal in Folge gestiegen ist — von 25,5 auf 28,8 Prozent.

Bei der Bekämpfung der Wohnungseinbrüche setzt Lantermann auf die Mithilfe der Bürger. „Wir können nicht überall und gleichzeitig sein. Deswegen sind uns Hinweise auf verdächtige Beobachtungen im Wohnumfeld besonders wichtig.“

Dass die Lage im Kreis Viersen trotzdem noch vergleichweise gut aussieht, zeigt die Kriminalhäufigkeitszahl (KHZ), also die Anzahl der Straftaten auf 100 000 Einwohner. Im Kreis Viersen liegt dieser Wert bei 6320 Straftaten (Vorjahr: 6266). Trotz des leichten Anstieges handele es sich hier um „den drittbesten Wert in den letzten zehn Jahren“. Und der Landesdurchschnitt (8603) sei deutlich unterschritten worden.

Wieso ist die Gesamtzahl der Straftaten fast gleich geblieben, obwohl es so viel mehr Einbrüche gab? Das liegt an starken Verbesserungen bei anderen Delikten. So sank zum Beispiel die Zahl der Betrugsfälle um 926, was einem Minus von 29,3 Prozent entspricht.

Nach sieben Fällen von Gewaltkriminalität im Jahr 2014 gab es diesmal vier Fälle. Diese konnten alle geklärt werden. Der spektakulärste Fall war die Tötung eines Rentners aus St. Tönis im Herbst 2014. Die fünf jugendlichen Täter konnten Anfang 2015 festgenommen werden, weshalb dieser Fall erst jetzt in der Statistik auftaucht. Mittlerweile sind die vier Männer und ihre weibliche Komplizin wegen Raubes mit Todesfolge zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden.