Entsorgung mit Knalleffekt
Berufskolleg: 200 Gramm der Chemikalie Pikrin wurden gestern gesprengt.
Kempen. Ein lauter Knall störte um 16.23 Uhr die nachmittägliche Ruhe. 200 Gramm der Chemikalie Pikrin aus dem Besitz des Berufskolleg Kempen wurden vom Sprengkommando des Landeskriminalamtes (LKA) gesprengt. "Die Strohballen, die zur Sicherheit um die Sprengstelle lagen, flogen sechs Meter in die Luft", berichtet Christoph Dellmans, Pressesprecher der Stadt Kempen.
Die Chemielehrerin Ute Krecke-Kox hatte morgens entdeckt, dass das Pikrin im schulischen Gefahrgutschrank kristallisiert und damit hochexplosiv war. "Ich hatte in den Medien davon gehört und wollte direkt nachschauen", sagt sie. Die Säure wurde in der Textilabteilung verwendet. Doch diese wurde vor zwei Jahren mangels Schüler geschlossen. Seitdem lagerte es im Schrank.
Direktor Hans-Joachim Kornblum alarmierte den Brandsachverständigen Gustav Gentges, der das Pikrin unter die Lupe nahm. Doch er fand es zu gefährlich, den Stoff zu entfernen. Somit wurde der Kampfmittelräumdienst des Landeskriminalamtes (LKA) benachrichtigt, der um 15.30 Uhr an der Schule eintraf.
Die LKA-Spezialisten stellten fest, dass das Pikrin nicht mehr transportiert werden konnte und vor Ort gesprengt werden musste. Kornblum ließ den technischen Bereich der Schule evakuieren. Außerdem wurde der Parkplatz an der Kleinbahnstraße wegen der Sprengung geräumt. Dann wurde im Grünbereich ein 30 Zentimeter tiefes Loch gegraben und mit Strohballen umgeben.
In spezieller Schutzkleidung transportierte ein Beamter des Kommandos das Pikrin in einem Glas ins Loch. Kurz danach wurde es mit Hilfe von 30 Gramm Sprengstoff per Fernzündung gesprengt. Dabei entstand 1000 Grad Hitze, die das Glas schmolz. Zur Sicherheit waren Feuerwehr und Krankenwagen vor Ort.
"Pikrin schaffen wir auf keinen Fall nochmal an", erklärt Kornblum nach der Sprengung. "Frau Krecke-Kox sollte am heutigen Tag ihren zweiten Geburtstag feiern, denn sie wollte das Gefäß in die Hand nehmen. Jede Erschütterung jedoch hätte zur Explosion führen können."