Kreis Viersen „Es wird sich kaum etwas ändern“

Die Vorsitzenden der heimischen Fußballclubs reagieren skeptisch auf die Wahl des neuen Fifa-Präsidenten.

Kreis Viersen: „Es wird sich kaum etwas ändern“
Foto: dpa; Reimann

Kreis Viersen. „Wo viel Geld unterwegs ist, wird der Mensch halt immer gieriger, das ist nun einmal im Kapitalismus so“, sagt Michael Nöhles, Vorsitzender des Spielvereins (SV) Vorst. Die WZ hat einige Verantwortliche von fußballtreibenden Vereinen nach ihren Meinungen über den Weltfußballverband gefragt, über die Korruptionen, die gerade beschlossenen Reformen und über den neuen Präsidenten an der Spitze. Und die Reaktionen zeigen, dass die Fifa weit weg von der Basis gerückt ist. Auch zum DFB wurde sich kritisch geäußert.

Kreis Viersen: „Es wird sich kaum etwas ändern“
Foto: dpa; Reimann

„Das einzige Positive ist, dass der Weltverband jetzt dermaßen in den Fokus geraten ist, dass er sich Verfehlungen und weitere Korruptionen in dem Ausmaße nicht mehr erlauben kann“, kommentiert der Chef von Thomasstadt Kempen, Ulrich Klering (Foto). Wie Michael Nöhles ist auch Klering der Auffassung, dass einige Funktionsträger oft nur ihre eigenen Interessen verfolgten. Michael Nöhles hält übrigens nicht allzu viel vom neu gewählten Fifa-Präsidenten: „Der war ein enger Vertrauter von Blatter, von daher wird sich wohl kaum was ändern.“

Kreis Viersen: „Es wird sich kaum etwas ändern“
Foto: dpa; Reimann

„Nicht nur der Fußball, sondern auch andere Sportarten gehen so langsam vor die Hunde und kaputt, weil es den geldgierigen alten Männern an der Spitze nur noch um Einflussnahme, Macht und um die persönliche Bereicherung geht“, klagt der Vorsitzende des DJK/VfL Willich, Helmut Frantzen (Foto). Von daher werde sich auch nach den beschlossenen Reformen der Fifa gar nichts ändern. Frantzen nennt ein Beispiel: „Viele nationale Verbände kritisieren die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften an Russland und Katar, aber kein Verband zieht die Konsequenzen und tritt mit seiner Nationalmannschaft nicht an.“ Eben weil es auch für sie nur um handfeste wirtschaftliche Interessen gehe.

Sicherlich sei man, ergänzt Ulrich Klering, jetzt auf dem Weg zu mehr Transparenz. Es müsse sich noch zeigen, ob die Reformen wirklich was brächten.

Klering bezeichnet es ferner, so bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2006 an Deutschland, als „blauäugig“ zu meinen, dies funktioniere nur mit Werbe-Kampagnen oder Argumenten: „Jeder, der in unserer Kapitalgesellschaft etwas will, muss dafür bezahlen.“ Die sei nun einmal, auch auf den Etagen des DFB, das „versaubeutelte System“. Alle seien froh gewesen, als die WM 2006 in Deutschland stattfand. Schon damals seien in der Euphorie kritische Stimmen ignoriert worden.

Einige andere Vorsitzende sprachen davon, dass der Weltfußballverband und auch die Uefa schon lange nichts mehr mit dem Amateur- und Breitensport zu tun habe. Der Vorsitzende des VfL Tönisberg, Ulrich Furth, geht davon aus, dass noch längst nicht alles vom „großen Klüngel“ bekannt und offengelegt worden sei. „Es könnte ein neuer Anfang sein“, hofft er dennoch. Furth ist froh darüber, dass mit Gianni Infantino ein Europäer und kein Scheich aus dem Orient zum neuen Präsidenten gewählt wurde. Er müsse jetzt die Chance auf eine Erneuerung nutzen. Und auf den DFB gemünzt, müsse dieser wieder näher an die Basis rücken. Allerdings betont Ulrich Furth, dass eigentlich der Fußballkreis 6 gut geführt werde - nur: „Eine Verjüngung auf den Führungsetagen beim Fußballkreis wäre aber dringend vonnöten.“

Für den Vorsitzenden von TuS St.Hubert,Volker Müllers, ist der Fall klar: „Je höher die Summen werden, umso weniger Charakter bleibt von den Entscheidern in den Spitzenpositionen übrig.“ Es werde sich erst noch beweisen müssen, so Müllers, ob die gerade beschlossenen Reformen für mehr Transparenz und weniger Korruption sorgen. Er zweifelt daran.

„Die Fifa ist und wird ein korrupter Haufen bleiben“, davon ist der Vorsitzende von SuS Vinkrath, Roland Hommes, überzeugt. Vom DFB wünscht sich Hommes, dass er sich stärker für die Basis und für die kleinen Vereine einsetze. Dies meint ebenfalls der Chef von Viktoria Anrath, Friedbert Nussbaum: „Wir brauchen jeden Cent, um den Amateur- und Jugendbetrieb zu ermöglichen und andere jonglieren in den Hinterzimmern mit den Millionen.“ Nussbaum: „Ich bekomme schon wieder einen dicken Hals, wenn ich an dieses Ungleichgewicht denke.“ Andere Funktionsträger führen noch aus, dass darüber einige Male mit den Aktiven oder mit den Eltern der Jugendspieler gesprochen werde. Oft erlebe man dabei nur eine große Fassungslosigkeit, was da abgelaufen sei.