Ausschuss: Eine Klasse mehr für Grundschule Wiesenstraße
Die Verteilung der Eingangsklassen sorgte in der Politik für intensive Diskussionen. Den „Zuschlag“ erhielt die katholische Schule.
Kempen. Welche Kempener Grundschule soll mehr Eingangsklassen bekommen? Diese Frage wurde am Donnerstagabend im Schulausschuss intensiv diskutiert. Rechnerisch dürfen die Grundschulen in der Stadt Kempen 16 erste Klassen zum Schuljahr 2016/17 einrichten. Nun machten die Anmeldezahlen einen Strich durch die bisherigen Planungen. Denn für die Astrid-Lindgren-Schule haben sich 52 Eltern entschieden. Weil dort nun nur zwei Klassen entstehen, kann eine Klasse an eine andere Schule vergeben werden. Aber an welche?
Außer Frage stand, dass in St. Hubert mit 59 Schülern drei Eingangsklassen gebildet werden und in Tönisberg mit 29 i-Dötzchen zwei. Dort soll noch Platz für Seiteneinsteiger bleiben. Auch weil es in den Ortsteilen Flüchtlingsunterkünfte gibt und von dort möglicherweise noch Kinder kommen. Zudem soll die St. Huberter Grundschule Partnerschule für das geplante „Begegnungszentrum“ für Integration in der alten Johannes-Hubertus-Schule werden. Auch dafür will man Kapazitäten erhalten.
Bleiben also die beiden Schulen im Kempener Süden: die katholische Grundschule an der Wiesenstraße oder die Regenbogenschule an der Eichendorff-Straße. Für die Wiesenstraße gibt es 59 Anmeldungen und die Regenbogenschule 65. Die Verwaltung hatte vorgeschlagen an der Regenbogenschule drei neue Klassen einzurichten, also insgesamt sieben erste Klassen (dort findet jahrgangsübergreifender Unterricht statt). Die durchschnittliche Klassenstärke läge dann bei 22,71 statt 26,5. Die dritte Eingangsklasse für die Grundschule Wiesenstraße sei im vergangenen Jahr eine Ausnahme gewesen, so Klee. An der Wiesenstraße sind vier Kinder aus St. Hubert angemeldet worden. „Würde es die Anmeldungen aus St. Hubert nicht geben, wäre der Schwellenwert, der zur Bildung von drei Eingangsklassen berechtigt, nicht überschritten.“ Klee sprach die Möglichkeit an, Eltern „umzuberaten“.
CDU und FDP hatten aber starke Bedenken bei dieser Lösung. Denn mit so vollen Klassen sei die katholische Grundschule von der Inklusion ausgeschlossen, so die CDU-Fraktion. Auch die FDP zeigte sich sehr unglücklich mit der vorgeschlagenen Regelung. Die Spanne bei der Größe der Eingangsklassen sei einfach zu groß, so Sven Superat (FDP).
Nicole Brumme (Grüne) sah die Inklusionsmöglichkeiten nicht als Argument für die Wiesenstraße, wo es doch mit der Regenbogenschule eine Grundschule gebe, die sich in Sachen Inklusion bewährt habe. Irene Steeger (SPD) gab zu bedenken, dass es mit Blick auf mögliche Seiteneinsteiger muslimischen Glaubens, sinnvoller wäre, an einer Gemeinschaftsgrundschule Kapazitäten vorzuhalten. Günter Solecki (Linke) sieht es als grundlegenden Fehler an, dass man im Norden eine Gemeinschaftsgrundschule (die Friedrich-Fröbel-Schule) aufgelöst und die katholische Astrid-Lindgren-Schule erhalten habe.
Dezernent Michael Klee gibt zu bedenken, dass die Kinder mit Förderbedarf für das nächste Jahr schon an den Schulen angemeldet sind. „Die Regenbogenschule hat im Bereich Inklusion eine große Akzeptanz“, so Klee. Sprich: Die katholische Grundschule hätte aufgrund ihrer kleinen Klassen zwar die Möglichkeit, auch Kinder mit Förderbedarf besonders zu betreuen. Doch angemeldet sind diese Schüler schon an anderen Schulen.
Der Ausschuss sprach sich mit einer knappen Mehrheit der Stimmen von CDU und FDP dafür aus, die zusätzliche Klasse an die katholische Grundschule zu geben. Damit sinkt die durchschnittliche Klassengrößer dort von 29,5 auf 19,7. Die endgültige Entscheidung trifft der Rat am 14. März. Wenn es bei dem Votum des Schulausschusses bleibt, könnte das aber auch Auswirkungen auf die Planungen zum „Begegnungszentrum St. Hubert“ haben. Als Partnerschule ist die Grundschule St. Hubert — schon wegen der räumlichen Nähe — prädestiniert. Sie sollte einen größeren Teil der jungen Flüchtlinge, die dort zunächst deutsch lernen, aufnehmen. Wenn nun die Grundschule Wiesenstraße so kleine Klassen vorweist, hat auch sie durchaus die Kapazitäten, weitere Quereinsteiger aufzunehmen.