725 Jahre Stadtrechte Kempen Ein Schuss Hoffnung zum 725.

Kempen · Die Stadt Kempen feierte ihren Festakt in der Paterskirche. Die Worte des erkrankten Festredners Heribert Prantl wurden vorgetragen.

Offizieller Festakt zu „725 Jahre Stadtrechte Kempen“: Bürgermeister Volker Rübo empfing die Journalistin Angela Krumpen aus Tönisvorst, die die Worte des erkrankten Festredners Heribert Prantl vortrug. Hier halten sie und Bürgermeister Rübo die Geburtstagstorte zum Jubiläum in den Händen.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Wenn eine große Geburtstagsfeier geplant ist und Gäste kurzfristig absagen müssen, ist das immer schade. Besonders ärgerlich ist es, wenn der wichtigste Gast nicht kommen kann. So geschehen am vergangenen Samstag, als die Stadt Kempen ihren 725. Geburtstag mit einem Festakt in der Paterskirche würdigte. Als Redner hatte die Stadt den Journalisten Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung gewinnen können. Krankheitsbedingt musste er aber wenige Tage vor dem Festakt absagen.

Journalistin Angela Krumpen aus Tönisvorst trug die Rede vor

Aber auch ohne Prantl fanden seine Worte den Weg nach Kempen und in die Köpfe der geladenen Gäste. Die Tönisvorster Journalistin Angela Krumpen (unter anderem Domradio) trug die Rede von Prantl vor und schaffte es, Nachdenklichkeit und Hoffnung zu erzeugen. Vermutlich so, wie vom Kollegen aus München gedacht. Denn der mehr als einstündige Vortrag stand unter dem Titel „Kraft durch Hoffnung: Denkanstöße in schwierigen Zeiten“. Ein Buch, für das Prantl kurz nach der Machtübernahme von Donald Trump in den USA mit dem Schreiben begonnen hat.

Prantl-Rede „Nur wer eine Haltung hat, kann sich verhalten“

Und so war das „Mistbeet des Nationalismus“ der Trumps, Erdogans, Orbans und Straches der Ausgangspunkt, um die schwierigen Zeiten, in denen wir leben, zu beschreiben. Eine Zeit, in der Haltung gezeigt werden müsse. „Nur wer eine Haltung hat, kann sich verhalten. Nur wer eine Haltung hat, hat Halt“, zitierte Krumpen den Journalisten, den Bürgermeister Volker Rübo als das „Gesicht der Süddeutschen Zeitung“ bezeichnete. Für Haltung habe übrigens auch Kempens berühmtester Sohn, Thomas a Kempis, eingestanden, wie in Prantls Worten betont wurde.

Prantl hat beobachtet, dass wir in einer „Zeit des großen Bangens“ leben. Mehr oder weniger hilflos blickt man – auch als Journalist – auf die Kriege in der Welt und auf den wachsenden Nationalismus und populistischen Extremismus hierzulande. „Und das Schwarzsehen ist nicht schwer.“ Hoffnung verbreiten, sei weitaus schwieriger. „Aber die Hoffnung hilft, um die Dinge zu tragen, die unerträglich
sind.“

Anrede der Gäste mit: „Europäerinnen und Europäer“

Immer wieder wurden die Gäste in der Rede als „Europäerinnen und Europäer aus Kempen“ angesprochen. Und so liegt es nah, dass der überzeugte Europäer Prantl in Europa den Schlüssel sieht, die „Zeit des großen Bangens“ zu überwinden. Europa – die EU – müsse dafür weg von der Funktion eines administrativen Apparats und hin zu einer Art Utopie für die Jugend. Die Jugend müsse die Chance erhalten, damit die Gedanken von alten Männern keine Chance mehr haben.

Bevor Angela Krumpen die nicht einfache Aufgabe, die Worte eines Kollegen eindringlich vorzutragen, gelungen war, begrüßte Bürgermeister Rübo die Gäste in der Paterskirche. Unter ihnen auch Vertreter der Kempener Partnerstädte aus Wambrechies, Orsay und Werdau. Stellvertretend hielt Sören Kristensen, Oberbürgermeister der sächsischen Stadt Werdau, ein Grußwort.

Die Gratulationen der umliegenden Kommunen überbrachten unter anderem die Bürgermeister Manfred Lommetz (Grefrath), Josef Heyes (Willich) und Hans-Josef Aengenendt (Wachtendonk) sowie Landrat Andreas Coenen und Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer. Rübo würdigte die zahlreichen Vertreter von Vereinen und Parteien sowie weitere Ehrenamtler, ohne die Kempen nicht diese „schöne und wohlhabende“ Stadt wäre.

Der Kempener Bürgermeister sprach von einer „weltoffenen Heimatstadt“ und konnte sich beim Begriff Heimat später durch Prantls Worte bestätigt fühlen. Denn die Zeiten, in denen der Begriff Heimat als etwas Ungutes interpretiert wird, sollten vorbei sein.

Rübo erinnerte auch an Kempens dunkle Zeiten im Mittelalter, als aus einer wohlhabenden Stadt ein armes und unbedeutendes Dorf wurde. Denn einst wurden Protestanten und Andersdenkende nicht mehr ins katholische Kempen hineingelassen. Kempen schottete sich ab. „In dieser Zeit konnten die Kempener beobachten, wie die weltoffene Nachbarstadt Krefeld zu einer kulturellen und wirtschaftlichen Stadt wurde“, so Rübo. Und so gab es am Samstag in Kempen schon vor dem Festakt ein großes Symbol der Weltoffenheit. In der Propsteikirche wurde ein ökumenischer Gottesdienst mit Vertretern der katholischen, evangelischen und muslimischen Gemeinden gefeiert.