Flügeltüren und 450 PS unter der Haube

In Grefrath waren automobile Prachtexemplare zu bewundern. Sogar aus Nürnberg reisten Teilnehmer an.

Grefrath. Junge Leute haben kein großes Interesse mehr am eigenen Auto? Sie teilen sich am liebsten ein nüchternes Nutz-Vehikel mit anderen? Und Frauen finden Autos ebenso interessant wie Männer Schuh-Shopping am verkaufsoffenen Sonntag? Bei den Tuning- und Power-Days am Eisportzentrum war das Gegenteil unübersehbar: Der Großteil der Besucher dürfte so um die 25 Jahre gewesen sein. Und die Jungs mit den aufgemotzten Autos hatten Partnerinnen dabei, die alles andere als gelangweilt wirkten. Und so manche war ebenfalls „getunt“ worden: Blondiert und tätowiert zu sein, war fast schon Standard. Und wenn mal über Pickel gesprochen wurde, dann über Rostpickel.

Gregor Kaumanns aus Goch war mit seinen 56 Jahren so etwas wie der Methusalem unter den Autofreaks: Im Klappstuhl sitzend schaute er auf seinen 420 PS starken TVR Cerbera und genoss es, wenn Besucher sein Prachtexemplar bewunderten. Er sparte aber ebenfalls nicht mit Lob: „Es sind sehr schöne Autos hier zu sehen.“

„Helden leben lange, Legenden sterben nie“, war auf der riesigen Motorhaube der 450 PS starken Corvette von Stefan Fritz aus Nürnberg zu lesen. Die Schrift war eingebettet in ein Airbrush-Bild, das ebenso beeindruckend war wie der verchromte Motor. „Ich habe bis jetzt 170 000 Euro in dieses Auto investiert“, sagte der Franke. Unter anderem gönnte er seinem fahrbaren Untersatz zwei Flügeltüren. Nach Grefrath war er ohne „Bleifuß“ angereist. Diese Enthaltsamkeit wurde mit einem Verbrauch von deutlich unter 15 Litern pro 100 Kilometern honoriert.

Ebenso wie die Corvette hatte auch der zierliche und seltene Smart Roadster von Oliver Frey aus Oedt Flügeltüren. Der Versicherungskaufmann hat zwar nur knapp zehn Prozent der Investitionen des Nürnbergers Fritz für sein Hobby ausgegeben, aber auch seinem Wagen waren die anerkennenden Blicke sicher.

Im Zelt, das in Eiszeiten als überdachte Spielfläche genutzt wird, wurde das „Schaulaufen“ der Boliden moderiert. Dafür hatte Veranstalter Günther Zaluskowski (62) aus Geldern einen roten Teppich ausgerollt. Am Sonntag gab John Pierre, einer der beiden „PS-Profis“ vom Fernsehsender „Sport 1“, in Grefrath Autogramme und bewertete Fahrzeuge.

Um das Zelt hatte sich ein Halbkreis gebildet aus Fahrzeugen. Bei aller Unterschiedlichkeit: Sie alle waren sehenswert und wurden entsprechend bewundert. Stefan Dückers (22) aus Oedt sprach scherzhaft von einem „Scheunenfund“: Tatsächlich hatte er seinen Golf II von 1989 mit Rostlack als „Rostlaube“ getarnt. Einen starken Kontrast dazu bildeten die schwarzen, glänzenden Porsche-Felgen.