Fraktionschef der Grünen im Interview: „Der Umgang muss sich ändern“

Kempen. Achim Straeten, neuer Fraktionschef der Grünen, stellte sich den Fragen der WZ.

Herr Straeten, nachdem die Grünen als einzige Fraktion nicht an den Beratungen zum Sparhaushalt teilgenommen haben, taten sich in den Sitzungen des Stadtrates 2011 tiefe Gräben auf. Bleibt das 2012 so?

Achim Straeten: Die Entscheidung wegen mangelnder Transparenz nicht an den Beratungen teilzunehmen, war richtig. Unterm Strich müssen wir uns jetzt fragen, ob uns das als Fraktion weitergebracht hat. Ich werde jetzt auf jeden Fall auf die anderen Fraktionen zugehen. Politik gestalten, bedeutet Kompromisse einzugehen. Dazu waren und sind die Grünen bereit. Was sich auf jeden Fall ändern muss, ist der Umgang miteinander.

Wie meinen Sie das?

Straeten: Auch wenn man politisch unterschiedlicher Meinung ist, muss man fair und mit Respekt miteinander umgehen. Mein Eindruck ist, dass die anderen Fraktionen mit meinem Vorgänger Martin Debener nicht immer fair umgegangen sind.

Welche Ziele setzen Sie sich für 2012?

Straeten: Die Säulen unseres Programms sind Klimaschutz- und Energiepolitik sowie die Weiterentwicklung der Schulstadt Kempen. Bei den Schulen steht für die Grünen immer der Elternwille im Vordergrund. Deshalb erneuern wir unseren Wunsch nach einer Befragung der Eltern. Nur so kann man herausfinden, welche Schulformen in Kempen gebraucht werden — zum Beispiel eine Gesamtschule.

Dafür kämpfen die Grünen seit Jahren mit der SPD. Glauben Sie, dass Kempen irgendwann eine Gesamtschule bekommt?

Straeten: Wir kämpfen nicht für eine Gesamtschule. Wir kämpfen zunächst dafür, dass der Elternwille abgefragt wird. Am Ende einer solchen Befragung könnte und sollte auch die Einrichtung einer Gesamtschule stehen, wenn die Eltern sich dafür entscheiden. Fest steht, dass die Schulstadt Kempen in der Zukunft eine Veränderung braucht. Das zeigt das veränderte Anmeldeverhalten an der Hauptschule. Und wenn man sich in den anderen Kommunen umschaut, gibt es dort eine Weiterentwicklung. Tönisvorst, Wachtendonk und Kerken eröffnen zeitnah eine Sekundarschule. Willich bekommt im Sommer eine zweite Gesamtschule.

Zum Thema Energie: Was wollen Sie da auf lokaler Ebene bewirken?

Straeten: In Kempen können wir etwas bei der Bauplanung bewegen. Bei neuen Baugebieten müssen wir noch flexibler handhaben, welche Energie genutzt werden darf. Wenn eine Familie Solarenergie auf dem Dach ihres Hauses nutzen möchte, darf dieser Wunsch nicht eingeschränkt werden. Darüberhinaus ist ein Anschlusszwang an das Fernwärmenetz der Stadtwerke in Zeiten immer besser werdenden Wärmedämmung nicht immer der richtige Weg.

Ihrem Wunsch nach einem städtischen Gebäudemanagement will die Verwaltung demnächst nachkommen. Was erhoffen Sie sich davon?

Straeten: Auch wenn zunächst Geld in so ein Management investiert werden muss, kann man dadurch langfristig viel einsparen. Der Idealfall wäre, wenn es künftig im Rathaus einen Klima- und Flächenmanager geben würde, der sich nur mit Klimaschutz und energetischen Themen befasst.