Freilichtmuseum: „Einmal im Jahr spinnen und spielen“

Im Freilichtmuseum entstand eine eigene kleine Eisenbahnwelt für Hobby-Sammler und Neugierige.

Foto: Kurt Lübke

Grefrath. Modelleisenbahnen von Märklin, Bing und Co. ratterten durch das Freilichtmuseum an der Dorenburg. Auf gut 36 Quadratmetern wurden die Miniaturzüge fleißig beladen, in einen Kopfbahnhof, oder auf ein Abstellgleis manövriert. Darunter unter anderem die Rheinuferbahn Köln-Bonn, von der nur 33 Stück produziert worden sind.

„Einmal im Jahr spinnen und spielen wir“, sagt ein Mitglied des gastgebenden Freundeskreises Tinplate. Der Eisenbahnfreund möchte seinen Namen nicht nennen, aus Sorge, dass Diebe seine Adresse herausfinden und die wertvollen Sammlerstücke stehlen könnten. Im Jahr 2000 hatten die begeisterten Sammler vom Niederrhein beschlossen, zusammen eine große Anlage zu bauen.

„Jeder von uns hatte etwa acht Quadratmeter Zuhause. Die haben wir zusammen getragen.“ Angefangen hätten sie noch auf dem Fußboden: „Aber mit zunehmendem Alter sind wir dann auf Tische umgestiegen.“ Das grenze die Größe der Bahn natürlich ein.

Dennoch findet sich auf den Tischen des Museums genug Platz für das Blechspielzeug. Denn der Freundeskreis hat sich auf Modelle der 1920er und 30er Jahre spezialisiert. „Damals gab es noch kein Plastik und Holz eignete sich nicht, da für den Betrieb Elektrizität gebraucht wurde.“ Alle Teile seien original: „Diese Bahnen sind etwas, das es heute nicht mehr gibt. Ein Kulturgut, das es sich zu erhalten lohnt“, fasst der Freundeskreis die Sammelfaszination zusammen.

Anders als beim Modellbau entsprächen die Eisenbahnen nicht exakt ihren Vorbildern. „Es ging zwar schon um Wiedererkennungswert, aber es war immer noch ein Spielzeug“, erzählt ein Eisenbahnfreund. „Viele kennen die Modelle noch aus Kindheitstagen oder vom Vater oder dem Opa.“ Die staunten dann nicht schlecht darüber, dass das alte Blechspielzeug noch so munter über die Schienen rattert.

Heinz Hilger aus Grevenbroich ist extra mit seiner eigenen Lok ins Freichlichtmuseum gekommen. „Als kleiner Junge war damals eine Eisenbahn das Größte, aber für kaum jemanden erschwinglich“, sagt der 76-Jährige. „An Weihnachten wurden früher immer Modellbahnen in den Schaufenstern aufgebaut. Da haben wir ihnen stundenlang zugesehen“, erzählt Hilger.

Erst im Alter habe er sich seinen Kindheitstraum erfüllt und inzwischen im heimischen Keller und auf dem Speicher eine etwa 50 Quadratmeter große Anlage zusammen gesammelt.

Auch die jüngere Generation ist begeistert. „Ich bin extra für die Züge gekommen“, sagt Fabian. Er habe die Loks auf einer großen Strecke fahren sehen wollen. „Selber habe ich eine Lego-Eisenbahn“, sagt der Achtjährige stolz.

Neben dem Spielen ist auch die Strecken-Planung ein wichtiger Spaßfaktor des Hobbys. Auf einem Plan im Maßstab eins zu 25 hatte der Freundeskreis vorher genau Trafos, Kreuzungen, Weichen und Signale verzeichnet. „Man muss Fantasie entwickeln und kreativ sein“, erklärt ein Hobbyschaffner. Dann entstehe unter den Händen eine eigene kleine Eisenbahnwelt.