Gärtner gewähren grüne Einblicke
Besucher waren am Wochenende in großen und kleinen Privatgärten willkommen.
Kempen/Grefrath/Nettetal. „In der Ruhe liegt die Kraft“, sagt Reinhold Borsch und lässt seinen Blick über den großzügigen Fischteich schweifen. Der Landschaftsgärtnermeister aus St. Hubert entspannt gerne am Rande seines eigenhändig angelegten Gewässers, das 120.000 Liter Wasser fasst, über Filter und Wasserwertmessgerät verfügt und 22 japanische Kois beheimatet.
Die beruhigenden Bewegungen der Fische, Formgehölze, japanischer Ahorn und ein Ginkgo-Baum gehören zum asiatischen Gartenkonzept, das Borsch bei der Offenen Gartenpforte 2011 Interessierten zeigte. An diesem Wochenende öffneten Privatleute im nördlichen Rheinland erstmals in diesem Jahr insgesamt 130 Gärten und kamen so zum Grüne-Daumen-Gespräch zusammen.
In Kempen zeigte Hermann-Josef Steeger das individuelle Potenzial eines 100 Quadratmeter kleinen Reihenhausgartens. Die Passion des Gärtnermeisters sind Buchsbäume und Taglilien, die arten- und formenreich bei ihm wachsen. Der „Blaue Heinz“ gehört wie der „sufruticosa“ (Bauern-Buchs) zu den grünlaubigen Buchsbäumen, während „Golden Dream“ und „Marginata“ als buntblättrig gelten. Über 20 Buchsbaumsorten nennt Steeger sein Eigen. Er bringt sie in Form und „schafft, um zu verschönern“, wie er sagt.
Seine Frau Inge ist ebenfalls von den immergrünen Kugelköpfen angetan: „Die stehen nicht im Vordergrund und wirken trotzdem.“ Zu dieser friedlichen Szenerie im Garten der strengen Formen plätschert der steinerne Brunnen — die Eheleute haben sich eine kleine, feine Wohlfühloase geschaffen.
Naturnah und hutzelig mögen es hingegen Marion Weisskopf und Peter Koch aus Oedt. Besucher betreten ihre grüne Lunge durchs Garagentor, vorbei am von einer üppigen Blauregen-Glyzinie bewachsenen Haus. Eine selbst gebaute hölzerne Treppe führt hinter der Garage hinauf in den „Zusatzgarten“, wie Koch sagt. „Hierhin scheint die Sonne am längsten“, erklärt er die Idee des Dach-Garten.
Strenge gerade Buchshecken gehen mit überwallender Pracht, dem geordneten Chaos, eine spannungsreiche Beziehung ein. Der Garten mit nach Kakao duftenden Clematis, Tomaten und Wolfsmilchgewächsen ist das Ergebnis 15-jähriger Gartenarbeit. „Als wir das Haus kauften, bestand der Garten aus einer mit einem zwei Meter hohem Zaun umrandeten Rasenfläche und einem mit Betonsteinen umrandeten Teich“, erinnert sich Koch.
Ankommen, durchatmen, wohlfühlen — dieses Erlebnis hatten Besucher des 6500 Quadratmeter großen Bauerngartens mit Stauden, Rosen, Gemüse, Kräutern und Blick auf eine Pferdekoppel von Familie Dorn. Nahe Hinsbeck kauften sie vor drei Jahren ein Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert und fühlen sich dort trotz weiter Aussicht geborgen.
Die Kinder Johannes (6) und Max (3) haben einen Kletterbaum, ein rostbraunes Gartentor führt auf die Streuobstwiese. „Auf der freien Fläche ist Platz für einen Schwimmteich — sobald der Kleine schwimmen kann“, zeigt Mutter Ilka auf den Rasen. „Toller Garten“, fand Claudia Hundenborn aus Kaarst. Erika Symann aus Oberhausen indes war fast sprachlos: „Einfach herrlich hier!“
Die den Gemüsegarten umrandenden schräg gestellten Ziegel waren eine Idee von einer Englandreise: „Alles Interessante sammel ich im Ideen-Ordner“, lüftet Ilka Dorn ihr kreatives Gartengeheimnis. Auch die weiteste Gartensause blieb entspannt, denn: In der Ruhe liegt die Kraft.