Geschichte wird lebendig

Auf Gut Heimendahl gab es ein Ritterlager mit rund 300 Teilnehmern. Die Besucher hatten ihren Spaß an Markt und Wettkämpfen.

Kempen. „Das ist die Motivationsklappe für Mitarbeiter“, sagt Talina Rheingold lachend und schwingt eine etwas andere Fliegenklatsche. An einem kräftigen Holzstab ist eine dicke Lederklappe befestigt. Die Bemerkung der Frau mit den roten Haaren und dem mittelalterlichen Gewand löst allgemeines Lachen aus. Während vom Stand neben ihr der Duft von Räucherwerk herüberweht, stöbern die Besucher bei ihr in den unterschiedlichsten Gewandungen. Ruth probiert gerade etwas für das warme Sommerwetter sehr untypisches an. Es handelt sich nämlich um einen schwarzen, warmen Mantel. „Ist der schön“, schwärmt die 17-Jährige.

Foto: Friedhelm Reimann

Aber nicht nur hier herrscht Begeisterung. Das Ritterlager auf Gut Heimendahl hat Geschichte zum Anfassen und Erleben mitgebracht und das kommt bestens an. Mehr als 300 Lagerteilnehmer verwandeln die historische Parkanlage in einen mittelalterlichen Flecken Erde. Es ist dabei das größte Lager, dass es bislang auf Gut Heimendahl gab.

Auf den Wiesen, eingerahmt von den mächtigen alten Bäumen, stehen die Zelte dicht an dicht. Banner und Wimpel mit den unterschiedlichsten Wappen flattern im Wind. Dort sind es die Bergischen Lenzritter, ein Stückchen weiter haben sich die „Frehe Raben am Rhenn“ niedergelassen.

Aufgeschlagene Zelte geben den Blick auf Lagerstätten mit Holzmöbeln und Fellen frei. Überall herrscht rege Betriebsamkeit. Pferde werden gesattelt, Männer legen sich Ritterrüstungen an. Andere sind mit der Herstellung von Bögen beschäftigt. In der Schreibstube werden für die Nichtschreibkundigen Dokumente verfasst. Eine Schildermalerin lässt auf einem Schild ein Wappen entstehen und das Brettchenweben ist zu beobachten. Greifvögel ziehen die Besucher bei den Skyhunters an, wobei sich jeder einmal wie ein Falkner fühlen darf. Falken, Schleiereule und Co. dürfen auf die Hand genommen werden. Was unter den geschickten Händen am Amboss entstehen kann, verdeutlicht Schmied Michael Poos.

Auf dem Turnierplatz mit seinen farbenprächtigen Bannern haben sich indes die ersten Ritter und Knappen eingefunden. Das Schnauben von Pferden ist zu hören. Staubwolken wirbeln auf, wenn Pferd und Reiter über die geraden Bahnen galoppieren, Ringe stechen oder sich ein Stelldichein mit dem drehenden Ritter Robert geben. Spannung dann beim Lanzenstechen, dem sogenannten Tjosten. Lanzen schlagen auf Metall auf und so mancher der Reiter kommt bedenklich ins Wanken, wenn er getroffen wird.

„Das muss doch irre warm in dieser vollen Rittermontur sein“, bemerkt Carsten Scholz, der zu den Besuchern am Rande des Turnierplatzes gehört und das Spektakel aufmerksam verfolgt. Etwas, das die hochroten Gesichter, werden die Visiere hochgeklappt, eindeutig belegen.

Markteinzug, mittelalterlicher Tanz, — begleitet von der Formation „Firlefanz“ — Heerschlachten, das Gelderländer Ballett und dann am Abend Live-Musik inmitten des Lagerlebens. Auf Gut Heimendahl wurde Geschichte lebendig.