Girmes-Gelände: Architekt kümmert sich um Gewerbepark
Ein Architekt kümmert sich nun um die Sanierung und Vermarktung von insgesamt 60 000 Quadratmetern auf dem Gelände in Oedt.
Oedt. Anfang April hat die „Girmes Vermarktungs- und Entwicklungs GmbH“ (GVE) das letzte Drittel des insgesamt 180 000 Quadratmeter großen Firmengeländes des früheren Textil-Herstellers gekauft (die WZ berichtete exklusiv). „Drei Hallen könnten schon ab Sommer genutzt werden“, hatte Helmut Pasch, einer der beiden GVE-Geschäftsführer, damals gesagt. Doch davon ist die Gesellschaft noch weit entfernt.
Weil das Projekt nicht nebenbei zu stemmen ist, hat die GVE nun einen Hochbau-Ingenieur eingestellt, der sich um die Sanierung und Vermarktung der 60 000 Quadratmeter kümmert: Wolfgang Fennen. Am Mittoch hat sich die WZ mit dem 50-Jährigen aus Papenburg (Emsland/Niedersachsen) auf dem Girmes-Gelände umgeschaut.
„Der älteste Bereich ist um das Jahr 1900 entstanden — jedenfalls nach derzeitigem Kenntnisstand“, sagt Fennen. Eines von vielen Problemen: Sobald am Bestand etwas geändert wird, gelten aber die Gesetze und Bestimmungen aus dem Jahr 2013. Das gilt für den Brandschutz, für Parkplätze, den Abstand zu Gebäuden und vieles mehr.
Damit auf dem GVE-Teil der von Geschäftsführer Jürgen Hamelmann angestrebte „schmucke kleine Gewerbepark“ entstehen kann, muss so manche Halle abgerissen werden. „Aber man kann da nicht einfach mit dem Bagger durchfahren. Denn überall gibt es Kanäle, Leitungen und Kabel. Und ich muss erst einmal herausfinden, ob die noch gebraucht werden“, sagt Fennen. Deshalb muss er sich durch geschätzt 200 Aktenordner wühlen, um die Einzelheiten zuordnen zu können.
Dabei trifft er immer wieder auf erstaunliche Details. Am Dienstag fand er beispielsweise Unterlagen über einen Kanal von der Vitus-Kirche zur Niers. Und es tauchen Fragen auf: Wird die einst zentrale Löschwasser-Leitung, die einen Durchmesser von 40 Zentimetern hat, noch gebraucht? Oder was ist mit den vier noch funktionstüchtigen Tiefbrunnen?
„Wichtig ist für uns, dass da jetzt Leben reinkommt“, sagt Hamelmann. Deshalb hat die GVE die Sanierung der 3000 Quadratmeter großen, ehemaligen Tufting-Halle beschlossen. Und die südlich angrenzende Halle (5000 Quadratmeter) soll zur Hälfte abgerissen werden, um Parkplätze für künftige Mitarbeiter zu schaffen. Fennen: „Aber das Dach soll stehenbleiben — damit man trockenen Fußes an seinen Arbeitsplatz kommt.“
Derzeit werden die Bauanträge vorbereitet. Die Planung: Ab Anfang 2014 bauen, „ab März soll durchgeräumt sein“, so Fenner. Sprich: Dann könnte vermietet oder verkauft werden. Je nach Halle und Größe strebt die GVE einen Verkaufspreis von 80 bis 140 Euro pro Quadratmeter an. Einen ernsthaften Interessenten, der unter anderem einen Baumaschinen-Verleih und ein Bauunternehmen betreibt, gebe es schon.
Apropos ernsthafter Interessent: Den gebe es auch für den Bau einer „Netto“-Filiale. Doch einfach umzusetzen sei das Projekt nicht. „Bauen ist das geringste Problem, aber die rechtlichen Voraussetzungen — die sind der Knackpunkt“, sagt Fennen. Ein Beispiel: Der zuletzt ins Auge gefasste Standort im Bereich Johannes-Girmes-/Fabrikstraße sei wieder aus dem Rennen, weil er dem denkmalgeschützten Wasserturm zu nahe kommt. „Und der neue Favorit war es schon mal vor drei Jahren“, erinnert sich Hamelmann. Weil der Lebensmittel-Discounter zudem darauf bestehe, dass die Waren-Anlieferung über die Rückseite der Filiale erfolgt, muss erst einmal eine Zufahrt quer über das Gelände geschaffen werden. Genau dort, wo derzeit noch Hallen stehen, Kanäle, Leitungen und Kabel verlaufen . . .