Grefrath: „Das passt hier nicht hin“

WZ vor Ort: Viele Grefrather begrüßen altersgerechte Wohnungen. Kritik gibt es an der Lage und der Umsetzung.

Grefrath. Für die Niersgemeinde sind seniorengerechte Wohnungen eine Bereicherung. Davon sind viele Grefrather Bürger überzeugt. Auch dass die Baulücke an der Ecke Schanzenstraße/An der Plüschweberei endlich geschlossen ist, begrüßen viele. Beim WZ Mobil am Samstagvormittag unmittelbar neben dem neuen Komplex mit 50 altengerechten Wohnungen kristallisierten sich aber zwei Hauptkritikpunkte an der konkreten Umsetzung heraus: die Architektur des Gebäudes und die Lage an einer viel befahrenen Straße.

Victoria Scharmann (20) wohnt gleich nebenan an der Schulstraße und findet, dass diese Ecke zu gefährlich ist, weil die Autos dort zu schnell fahren: "Ständig hört man quietschende Reifen." Das bestätigt Ralf Tilmans (49), der die Kurve für lebensgefährlich hält: "Hier müsste es zwei Fußgängerüberwege geben: einmal in der Kurve für die Leute aus dem Westgebiet und an der Vinkrather Straße für die Bewohner der neuen Wohnungen", findet Tilmans. Auch einen Ringverkehr als Einbahnstraße rund um Grefrath könnte er sich vorstellen.

"Das passt einfach nicht hier hin", sagt Agnes Funken, Seniorin aus Grefrath über den Neubau. Und fragt sich: "Wer hat das befürwortet und genehmigt?" Hans Fenten (74) kann der Architektur ebenfalls wenig Gutes abgewinnen: "Wenn Sie hier ein Haus mit Flachdach hätten bauen wollen, hätten Sie dafür bestimmt keine Genehmigung bekommen", sagt er. Zwar erfülle das Gebäude seinen Zweck, aber eine schönere Umsetzung mit Satteldach und Ziegeln hätte dem Grefrather besser gefallen.

Herbert Küsters, Vorsitzender des Heimatvereins Grefrath, hat die Abrissarbeiten der damaligen Grevelour-Gebäude auf dem Gelände Ende der 90er Jahre verfolgt. "Die alten Gebäude waren die Keimzelle der späteren Plüschweberei. Man hätte diese umbauen können, um sie für andere Zwecke zu nutzen im Stil des Arnold-Hauses in Kempen."

Angela Buckenhüskes aus Vinkrath ist Altenbetreuerin. Sie bemängelt die fehlenden Aufenthaltsorte: "Es fehlt Fläche für Bewegung und für Begegnung." "Wo sind die Grünflächen?", fragt auch Ralf Tilmans. "Warum hat man den Innenhof nicht genutzt, um dort einen Platz zum Verweilen zu schaffen." Stattdessen sind dort Parkplätze geplant.

Ein Grefrather, der anonym bleiben will, spricht gar von einer "städtebaulichen Katastrophe".

Die Ausrichtung und die Proportionen passten nicht. Er bemängelt zudem, dass die Stoßrichtung der Politik, betreutes Wohnen zu schaffen, aufgegeben wurde zugunsten des sozialen Wohnungsbaus. Nach dem Motto: "Hauptsache, da steht was." Die Wohnungen sind öffentlich gefördert und nur mit Wohnberechtigungsschein zu mieten. "Trotzdem bekommen dort auch Menschen eine Wohnung, die ihr Haus verkaufen und daher Geld haben", so der Vorwurf.

Ein Grefrather Senior kritisiert die Notwendigkeit eines Wohnberechtigungsscheins: "Alt ist alt. Ob man Geld hat oder nicht - da sollte man keinen Unterschied machen."

Rita Mündges gefällt die zentrale Lage der neuen Wohnungen. Ihre Mutter Waltraud Quicken (81) will dort eine Wohnung beziehen. Weil der Bau nicht rechtzeitig fertig wird, verzögert sich allerdings der Einzugstermin. "Neuigkeiten erfährt man nur aus der Presse oder auf Anruf", beklagt Rita Mündges eine mangelhafte Informationspolitik der vermietenden Firma.

Kurt Cibis (75) hat eine der neuen Wohnungen gemietet. Da seine Frau bald auf einen Rollstuhl angewiesen sein wird, muss das Paar aus der bisherigen Wohnungen in Kaldenkirchen ausziehen. Ihm gefällt die barrierefreie Einrichtung und er findet es schade, dass der Bau so schlecht geredet wird: "Die Wohnungen, besonders die kleinen, haben einen wunderbaren Schnitt. Es gibt ein Geschäft direkt in der Nähe. Die Miete ist akzeptabel."