Grefrath: Ein haus der Genesung - vor 125 Jahren eingeweiht
Das St. Joseph Krankenhaus wurde vor 125 Jahren eingeweiht. 1972 wurde es geschlossen.
Grefrath. 88 Jahre lang hatte Grefrath ein eigenes Hospital: Vor 125Jahren wurde das St.Joseph-Krankenhaus an der Hinsbecker Straße eingeweiht. Den entscheidenden Anstoß zum Bau hatte der Kaufmann Joseph Verhagen gegeben, ein gebürtiger Grefrather, der in Köln lebte und 6000Taler spendete. Er wurde für sein Engagement am 15.April 1871 zum Ehrenbürger ernannt.
Am 6.März 1872 ließ Verhagen Bürgermeister Johannes Spickenheuer wissen, dass er bald nach Grefrath kommen werde, um die "Hospitalangelegenheit" zu erörtern. Daraufhin begann Spickenheuer nach einem geeigneten Haus zu suchen- an einen Neubau hatte er nicht gedacht. Verhagens Vorname war Namensgeber für das Krankenhaus.
Gebaut wurde auf dem Grundstück, das die Erben Hoenen 1873 der Laurentius-Pfarre vermachten. Im Juni des gleichen Jahres gründeten Gemeinde- und Kirchenrat eine Kommission zur Verwirklichung der Pläne.
Doch erst 1880 ging es weiter. Diesmal kam der Anstoß von Kaplan Bernhard Belting. Schnell gab es erste Spenden: 1200 Mark von Fräulein Emes, 5000 von J.Bergher und gar 12000 von H. Funken. Die Witwen Kauertz und Hurten, geb. Hoenen, gaben jeweils 3000 Mark.
Am 21.August 1882 wurden der Plan von der Aufsichtsbehörde genehmigt. Er sah sieben Krankenzimmer und drei Räume für Pensionäre vor; Kapazität: 30Betten. 12400Mark sollte der Bau kosten. Im gleichen Jahr begann die Firma P.H.Schmitz mit den Arbeiten.
Mit einem Hochamt wurde das Krankenhaus St.Joseph am 8.Juni 1884 eingeweiht. Drei Ordensschwestern der Franziskanerinnen von St.Mauritz in Münster wurden mit einer Prozession zu ihrer neuen Arbeitsstelle geleitet. Dr.Blümlein war der erste Hausarzt und Kaplan Belting der Präses. Die Pflegesätze: Bemittelte Kranke sollten für 90 Pfennige am Tag gepflegt und beköstigt werden, ärmere Grefrather für 70Pfennige. Auch alleinstehende ältere Leute mieteten sich ein.
Schon bald nach der nach der Eröffnung gab es Erweiterungen: 1886 wurde eine Kapelle gebaut, 1887 das Krankenhaus erweitert, 1910 gab es eine Aufstockung auf 55Betten. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es sogar 65. Anfang 1900 kamen eine Leichenhalle und in den 1950er-Jahren ein Anbau an der Westseite dazu. Die letzte größere Baumaßnahme war 1969/70 das Schwesternwohnheim.
Am 31.März 1972 wurde das Krankenhaus nach einem Beschluss des Kirchenvorstands geschlossen, weil der Orden die Schwestern abzog. Es gab verschiedene Szenarien, was mit dem Gebäude geschehen sollte. Auch über einen Abriss wurde nachgedacht. Am 24. Oktober 1983 wurde in dem Gebäude an der Hinsbecker Straße das "Haus Grefrath" eröffnet, ein Therapiezentrum für suchtkranke Menschen.