Kempen: Helfer packen 5000 Martinstüten
Eine logistische Meisterleistung: 80 fleißige Helfer packten am Freitag 5000 Tüten im Kempener Rathaus. Der Inhalt ist streng geheim.
Kempen. Es knistert und raschelt, Menschen reden durcheinander. Papiergeräusche mischen sich mit Sprachfetzen, es herrscht reges Treiben im Foyer des Kempener Rathauses. Gestern Nachmittag wurden hier um die 5000 Martinstüten, von den Kempenern liebevoll Blo-es genannt, gepackt.
"Das fängt bereits am Morgen an", berichtet Lars Weegen, beim Martin-Verein seit acht Jahren für den Inhalt der Blo-es zuständig. "In diesem Jahr karrten drei Lieferanten ganze Lkw-Ladungen an, stellen ihre Ware im Rathausflur ab", erzählt der 33-Jährige.
Um 14.30Uhr dann beginnt für 80 fleißige Helfer die Schicht: Sie stehen eng an eng rund um die Tische, auf denen der Inhalt der Martinstüten liegt. In diesem Jahr besteht er aus 15 Teilen, alle streng geheim.
Schon wandern die ersten Blo-ese durch die Helferhände. Die schweren Teile kommen unten rein, dann die leichten - die Packreihenfolge ist klar strukturiert. Trotz des Gewusels (immer wieder wird neues Füllmaterial auf den Tischmitten benötigt und herangeschafft) arbeiten alle ruhig und konzentriert.
"Das geht jedes Jahr schneller", staunt Hermann Philipzen, der seit 41 Jahren Blo-ese packt. Er kann sich noch erinnern, was in der Kriegszeit drin war: "Äpfel von Karl Pielen, Esskastanien aus dem Burgwäldchen und Honigkuchen von Verheyen."
Die fertig gepackte Blo-es wird oben zweimal umgeknickt, dann fixiert Marlis Rogowski (75) das Papier mit vier Tackerklammern. Die Urenkelin des Martinsverein-Gründers Leopold Wefers hilft hier zum ersten Mal und ist begeistert: "Das ist eine schöne Aufgabe." Die Frau neben ihr heißt Simone Päplow, sie schätzt die Gemeinschaft: "Mitmachen ist Ehrensache, Kultur - es ist einfach für Kempen."
Je 100 Bloe-ese werden auf einem der 22 Rollwagen gestapelt, danach auf dem Boden. Wie Sandsäcke bauen Markus Pricken und seine Kollegen die Martinstüten auf. Während der Rathaus-Öffnungszeiten passt immer jemand auf sie auf, damit keine wegkommt. Schüler der Martin-Schule schaffen den anfallenden Papiermüll in den Container hinterm Rathaus. Eine Blo-es-Reserve für kranke Kinder lagert in einem Anhänger bei St.Martin Jüppi Trienekens.
"In diesem Jahr sind die Tüten größer als sonst", stellt er fest. "Diese sind stabiler", erklärt Lars Weegen. Zwar sei noch keine Blo-es gerissen, so lasse es sich aber bequemer packen, meint er. Den genauen Inhalt verrät Weegen nicht, nur so viel: "Es gibt was Gesundes, Süßes, Traditionelles, Würziges und was zum Trinken."
Rund zweieinhalb Stunden sind die Helfer beschäftigt. Aber auch, wenn es sich laut Martinsvereins-Vorsitzendem Karl-Heinz Hermans hier um "die härteste Arbeit im Rathaus" handelt, möchte niemand dieses Ehrenamt missen. "Wir sind immer früh genug fertig und können danach ein leckeres Bier trinken gehen", fasst Lars Weegen das Tagesziel zusammen.