Grefrath: Freude über Auftragslage
Ein Jahr nach der Insolvenz ist die Firma Draftex wieder gut im Geschäft. Doch Gesellschafter Jürgen Hein warnt vor zu großer Euphorie.
Grefrath. Vor einem Jahr konnte Draftex mit Hilfe von neuen Investoren die Insolvenz abwenden. Mittlerweile hat sich das Unternehmen, das unter den Namen Draftex, GDX und Henniges in den vergangenen Jahren eine bewegte Entwicklung mitgemacht hat, vom Makel Insolvenz befreit, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Jürgen Hein: "Man spricht nicht mehr von Draftex als einem insolventen Unternehmen. Wir haben wieder vollen Zutritt bei den Kunden."
Der Neustart war für den Hersteller von Dichtungen für die Automobilindustrie, der von Jürgen Hein und der indischen Ruia-Gruppe (Kalkutta) übernommen wurde, nicht einfach. Durch die Insolvenz wurde man zunächst von Gesprächen ausgeschlossen, Kontakte gingen verloren. Hein: "Wir mussten uns Vertrauen zurückholen. Das ist uns gelungen."
Draftex sieht in den kommenden Jahren einer stabilen Auftragslage entgegen. Neben dem allgemein gestiegenen Fertigungsvolumen in der Automobilindustrie konnte sich Draftex über zwei zusätzliche Aufträge für Saab und BMW freuen. Hinzu kommen zwei große Aufträge für Volkswagen, für das Golf Cabrio und den neuen VW Up, für den im kommenden Jahr an der Bahnstraße produziert werden soll. Schon in diesem Jahr soll der Umsatz mit 50 Millionen Euro mehr als zehn Prozent höher liegen, als zunächst erwartet.
"Die Abwrackprämie hat für eine vorgezogene Nachfrage bei kleineren Wagen gesorgt. Da wir aber eher Premiumhersteller bedienen, haben wir das Wachstum voll mitnehmen können", sagt Geschäftsführer Sebastian Papst. Das wurde auch durch eine große Nachfrage in Asien beflügelt.
Die Zahl der Mitarbeiter ist in etwa einem Jahr von 401 auf 522 gestiegen. Zum Zeitpunkt der Insolvenz waren es rund 850. Das meiste Personal wurde in der Fertigung eingestellt. Verstärkung gab es aber auch in den Bereichen Entwicklung und Konstruktion.
Sebastian Papst betont das Glück, dass der Insolvenzverwalter die Ausbildung beibehalten hat. Auch Draftex führt das fort: "Seit dem Neustart haben wir zehn neue Auszubildende in technischen und kaufmännischen Berufen eingestellt."
Trotz aller guten Nachrichten warnt Jürgen Hein vor allzu großer Euphorie: Als Automobilzulieferer sei man in einer Situation der ständigen Herausforderung: "Der Druck ist permanent da. Über den Preis können wir nicht mit Firmen konkurrieren, die in Billiglohnländern produzieren."
Man sei zudem regelrecht eingeklemmt zwischen Kunden und Lieferanten. "Wir hatten zum Beispiel eine massive Erhöhung der Rohstoffpreise. Solche Probleme müssen wir dann selbst lösen." Das ginge nur durch ständige Weiterentwicklung der Produkte und der Fertigungsprozesse.