Künstler Egbert Broerken aus Soest hat bei der Konstruktion auch an blinde Bürger und Besucher gedacht. "Es ist ein Anliegen für mich, Menschen in den Vordergrund zu rücken, die nicht sehen können", erklärte er. In seinen Stadtmodellen sind deshalb stets alle Straßennamen zusätzlich in der Blindenschrift Braille aufgeführt. Er arbeitet mit einer Blindenschule in Soest zusammen. Ähnliche Skulpturen wie die Kempener stehen unter anderem in Hamburg, München und Erfurt und bald im französischen Straßburg.

Künstler Broerken fotografierte zunächst jedes Haus in der Altstadt von hinten und vorne. Dabei entstanden 2500Bilder. Damit und mit Hilfe eines Katasterplans erstellte er in seiner Werkstatt ein erstes Modell. Dieses übertrug er auf eine mit Wachs ausgepinselte Silikonform, die zehn Tage lang in einem Ofen langsam erhitzt wurde. Mit dem Rohling goss Broerken schließlich die Bronze-Version, die nun auf dem Buttermarkt zu sehen ist.

Der dazugehörige Sockel aus Granit wurde von Steinmetz Manfred Messing angefertigt. Sein Enkel David polierte Platte und Standfuß.

Alt-Bürgermeister Karl-Heinz Hermans (CDU) hatte den Anstoß zu dem Projekt gegeben, als er anlässlich der Verleihung der Ehrenbürgerwürde 2009 auf Geschenke verzichtete. Stattdessen wünschte er sich eine Miniatur der Altstadt und sammelte Geld dafür. Weitere Unterstützung gaben die Sparkassenstiftung Natur und Kultur sowie die Stadtwerke. "Nun ist mein Kempen sehbar, spürbar und fassbar", sagte Hermans bei der Feierstunde auf dem Buttermarkt.

Bürgermeister Rübo betonte, dass man in Kempen gleichzeitig das Mittelalter bewahre und den Anforderungen an die moderne Zeit gerecht werde. "Unsere Altstadt ist das Pfund, mit dem wir wucher." Das neue Modell soll künftig der Startpunkt für Stadtführungen sein.