Gedenken an der Laurentiuskirche Grefrather halten an Holocaust-Gedenken fest

Grefrath. · Rund 150 Bürger kamen vor der Laurentiuskirche zum Gebet zusammen.

Grefrather versammelten sich am Mahnmal für die Opfer des Holocaust vor der Kirche.

Foto: Alfred Knorr

Grefraths Bürgermeister Manfred Lommetz begann seine Rede am Mahnmal für die Opfer des Holocaust mit einer Frage: „Wehret den Anfängen! Doch erkennt man die Anfänge nicht immer erst dann, wenn es bereits nicht mehr Anfänge sind?“ Mit dem Auftreten der AfD sei die Verharmlosung und Relativierung der Nazi-Verbrechen nicht nur in die Parlamente eingezogen und würde öffentlich verbreitet, sondern manche in der AfD gingen sogar so weit, die menschenverachtenden Ideologien der Nazis als politische Ziele zu propagieren. Als Beispiel nannte er das von der AfD verwendete Vokabular der „Umvolkung“ und das „Reemigrationsprojekt“ für die hier lebenden anderen Ethnien. Wo sei hier der Unterschied zu den früheren Judendeportationen der Nazis, fragte Lommetz in seiner Gedenkansprache.

Barbara Münzenberg, evangelische Pastorin in Grefrath, bezog sich auf die vor wenigen Tagen gehaltene Rede des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier in der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem und sprach von den vielleicht bedeutendsten fünf Minuten seiner bisherigen Amtszeit, als er den Geist der Versöhnung, von dem er beseelt sei, in den Mittelpunkt seiner Worte stellte.

Münzenberg stellte angesichts der großen Teilnahme von mehr als 150 Bürgerinnen und Bürgern Grefraths fest, dass der Holocaustgedenktag auch in Grefrath seine große Beachtung finden würde. Sie dankte denen, die erschienen waren, weil sie damit öffentlich zeigen würden, dass dieser Tag sich keineswegs überholt habe, auch wenn das Gegenteil verschiedentlich thematisiert würde.

Münzenberg rief dazu auf, den Mund aufzumachen, wenn ein klares Votum gefragt sei, dann nämlich, wenn Respekt- und Würdeloses über Menschen geredet würde, nicht zuletzt über die Opfer des Nationalsozialismus. In diesem Zusammenhang äußerte sie ihre Sympathie für die Demonstranten, die sich gegen den AfD-Empfang in Oedt gewandt hätten.

In dieser ökumenischen Gedenkfeier trugen Firmlinge der St. Benediktgemeinde ein Schuldbekenntnis vor, in dem sie auf aktuelle Beispiele von Antisemitismus in Deutschland hinwiesen, wie auf das gerade noch verhinderte Massaker an den betenden Juden in Halle. Oder wenn es nur um das Schimpfwort ginge, „Du Jude“, wie es nicht nur auf Straßen und Schulhöfen immer wieder zu hören sei.

Irmgard Tophoven, Initiatorin der Gedenkfeier, verlas die 25 Namen jüdischer Mitbürger und Mitbürgerinnen aus Grefrath und Oedt, die Opfer des Holocaust geworden sind und für die zum Gedenken und zur Mahnung eine Stele vor der Laurentiuskirche errichtet worden ist.

Pastor Johannes Quadflieg zitierte zum Abschluss der Gedenkfeier aus einem Brief der Überlebenden des Ghettos Riga, Ruth Helene Roseboom, geborene Willner aus Oedt wörtlich: „Leider kann ich die Vergangenheit nicht vergessen, darum bin ich mehr als dankbar, dass Sie in Grefrath dazu beitragen, die Vergangenheit niemals zu vergessen.“ Mit dem Text des 1945 im KZ hingerichteten evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer „Von guten Mächten treu und still umgeben ...“ endete die Gedenkfeier.