Justiz Grefratherin soll Kind getötet haben - und hat angeblich keine Erinnerung an die Geburt

Der Prozess gegen die Grefratherin, die wegen Totschlags angeklagt ist, wurde fortgesetzt. Die Frau und ihr Vater sagten am Mittwoch vor dem Landgericht Krefeld aus.

Foto: Roland Weihrauch/dpa

Krefeld/Grefrath. An die Geburt ihres Kindes hat eine 24-jährige Grefratherin nach eigenen Angaben keine Erinnerung mehr. Vor dem Landgericht Krefeld sagte sie: „Ich erinnere mich erst wieder daran, dass ich im Krankenhaus aufgewacht bin.“ Die Frau muss sich vor Gericht wegen des Todes des Neugeborenen verantworten.

Sie soll das Kind im Oktober 2017 in der elterlichen Wohnung geboren haben. Unmittelbar im Anschluss an die Geburt habe sie ein T-Shirt um den Hals des Jungen gewickelt, es zusammengezogen und den Säugling unter ihrem Bett versteckt. Dort sei das Kind erstickt. Die Angeklagte habe das laut Staatsanwaltschaft billigend in Kauf genommen. Daher ist sie wegen Totschlags angeklagt.

Am zweiten Verhandlungstag am Mittwoch sagte die Angeklagte zu den Vorwürfen aus. Sie erinnere sich noch ganz gut an den Vortag und dass es ihr an dem Tag schlecht ging. Danach habe sie aber eine Lücke bis zum Krankenhaus.

Auch die Schwangerschaft an sich habe sie völlig verdrängt. Sie gab zu, dass sie einige Monate vorher realisiert habe, dass sie ein Kind erwarte. Erzählt habe sie davon nichts. Ihre Mutter hätte einmal geäußert, dass sie ausziehen müsste, wenn sie schwanger sei. Ob das der Grund für die Verheimlichung gewesen sei, konnte die Angeklagte nicht sagen.

Die junge Frau befand sich in einer Ausbildung zur Altenpflegerin. Vielleicht sei das der Grund gewesen, wieso sie das Kind nicht haben wollte, fragte der Vorsitzende. Die Frage nach dem Warum konnte die Angeklagte allerdings nicht beantworten.

Die Eltern der Angeklagten, bei denen sie lebte, haben nichts von der Schwangerschaft mitbekommen. Der Vater, ein gelernter Altenpfleger, sagte im Zeugenstand, dass es keine Probleme gegeben hätte, wenn seine Tochter schwanger gewesen wäre.

Er habe früher an einem Nottelefon gearbeitet und dabei auch eine Situation mitbekommen, bei der eine junge Frau ungewollt schwanger gewesen sei. Da hätte er seiner Tochter geholfen. Aber er habe von der Schwangerschaft eben nichts bemerkt. Seine Tochter sei immer schon etwas pummeliger gewesen. „Ich habe zwar gemerkt, dass sie etwas zugenommen hatte“, so der Vater. Das habe er allerdings nicht auf eine Schwangerschaft zurückgeführt und daher mit seiner Tochter auch mal über Möglichkeiten abzunehmen gesprochen, zum Beispiel mit Sport.

Am Tag der Geburt war er ebenfalls zuhause. Für ihn habe seine Tochter krank im Bett gelegen. Nachmittags sei sie aber besonders blass gewesen. Da habe er schließlich einen Rettungswagen gerufen - kurz vorher habe es vermutlich die unbemerkte Niederkunft gegeben, die erst später bemerkt wurde.

Das Verfahren soll am 9. Mai fortgesetzt werden.